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„Ich bin der Meinung, daß die Abneigung, welche mache Leute ihr ganzes Leben gegen Bücher und Wissenschaften behalten, ihren Grund bloß darin haben, daß sie in dem Alter, welches Anstrengung und Zwang am wenigsten ertragen kann, mit Gewalt zum Lernen angetrieben und an die Bücher gefesselt worden sind. Es ist damit so wie mit gewissen Speisen, die, wenn man sich einmal den Magen damit überladen hat, einen unüberwindlichen Ekel zurücklassen.“
„Wenn Overbeck sagte: »Nietzsche ist als Gelehrter gar nicht ernst zu nehmen, als Denker gar sehr«, so war das kritisch gemeint. Es ist aber das Beste, was man von einem Geist sagen kann, der sich nicht von den Texten, sondern aus der Quelle nährt. Entweder bleibt der Philosoph auf der Grundlinie des Denkens, von der auch die stärksten Entwicklungen der Wissenschaften nur Seitentriebe sind, oder er degradiert sich zum bloßen Handlanger von Banausen, zuletzt auch der politischen Freibeuter. Durch bloßes Wissen hält keiner stand.“
„Der Nationalstaat ist vorgeformt, sowohl geistig wie institutionell. Sein Jahrhundert wiederum formt die Arbeitswelt mit ihrem Vulkanismus und ihren Titanen vor – speziell durch die Wissenschaft. Auch hier kann kein Ziel sein; das Provisorische bezeugt es hinreichend. Oft wird, wie beim Aufschlagen von Zeltlagern, bereits auf Abbruch gebaut.“
„Falls wiederkehrende Zyklen eine Rolle spielen, so währt ihr Umlauf jedenfalls bedeutend länger als jeder geschichtlich zu erfassende Zeitraum, auch wenn wir die Vorgeschichte einbeziehen. Wir müssen den Mythos zu Hilfe nehmen, sodann das geologische, zoologische, astronomische Wissen, dazu die Astrologie als eben erst sich entfaltende Wissenschaft.“
„Ein wenig später, schon bei Thukydides, ist die Morgenröte verblaßt. Auf Menschen und Dinge fällt das klare Licht historischen Wissens, historischer Wissenschaft.“
„Andererseits ist der Dichter nicht nur Künder, sondern auch Spender des Überflusses; daher ist er notwendiger als alle Ökonomen, und das Gedicht ist wichtiger als jede Wissenschaft. Der Dichter schöpft noch aus dem Unaufgeteilten; er leidet früher, wenn es sich vermindert, spürt aber eher auch seine Wiederkehr. Denn auch der Überfluß – das ist ein tröstlicher Gedanke – hat Wiederkehr. Es kann nicht anders sein, da ja das Universum sich nicht vermindert, stets unerschöpflich bleibt.“Ernst Jünger, An der Zeitmauer, 1959, in: Sämtliche Werke, 2. Abteilung, Band 8, S. 505-506„Die Berichte über das Goldene Zeitalter stimmen darin überein, daß es ein schuldloses Zeitalter gewesen sei. Es muß also notwendig nicht nur ohne Theologie, sondern auch ohne Wissenschaft gewesen sein, nicht nur ohne Buchstaben-, sondern auch ohne Bilderschrift. Der ungebrochene Mensch hat Wissen, doch keine Wissenschaft. Er kennt weniger die Eigenschaften der Steine, Pflanzen und Tiere als ihre Tugenden. Sie sprechen zu ihm.“
„Wenn der Staatsplan in den Weltplan hinauswirkt und, wie wir es jetzt erleben, sprunghaft die Grenzen des Geschichtsfeldes und der dort erlernten Regeln überschreitet, so führt er in einen neuen Limbus der Harmonie und erfährt dort seine Ausrichtung. Er zahlt auch Eingangszoll. Während der menschliche Plan begrenzt ist, ist der Weltplan grenzenlos; er ist immer und überall. Das bedeutet, daß er auch innerhalb der Menschenpläne und ihrer Wissenschaft wirkt. Das ist ein verborgener Anteil der Pläne, der sich der Planung entzieht. Der Mensch treibt und erfindet Dinge, deren Bedeutung sich ihm versteckt. Die Alten pflegten das einfacher auszudrücken: »Der Mensch denkt und Gott lenkt.« Man braucht indessen die Theologie noch nicht zu bemühen, wenn man feststellt, daß in jedem Plan ein Regulativ verborgen ist, ein Anteil an jener Weltvernunft, die gerade das Unerwartete, ja das Absurde zu bevorzugen scheint, den Ausgang, den keine Phantasie sich erträumt hätte – indem sie etwa bei einemTier, das das Wasser verläßt, die Kiemen nicht, wie der Verstand der Verständigenes täte, zu Lungen, sondern zu ganz anderer Verwendung umbildet. Hierher gehört, was man als das Kentern, aber auch, was man als die Metamorphose des Planes überall und in unserem Zeitalter im besonderen beobachtet. Es ist zu unterscheiden zwischen dem Ziel und der Absicht des Planes; das Ziel kann in ganz anderer Richtung und auch Entfernung liegen, als der planende Geist beabsichtigte. Auch wir verlassen ein Element. Wir werden Organe einbüßen, andere werden sich umbilden. Das Kleid der Erde ändert sich. Daß eine Harmonie gestört und eine neue noch nicht gewonnen ist, verrät sich auch in der antaiischen Beängstigung. Die Gefahren wachsen; es wächst aber auch Sicherheit zu. Sie kann nur jenem Potential entspringen, das sich als unsichtbarer Anteil des Weltplans im Menschenplan verbirgt.“
„Wenn wir, um im Bereiche der Messung ein Beispiel zu wählen, uns der des Eises zuwenden, so gibt es zwei Hypothesen: Die Masse des als Eis auf dem Planeten gebundenen Wassers kann quasi konstant bleiben, oder es lassen sich Veränderungen beobachten. Veränderungen sind wiederum nach zwei Richtungen hin möglich: Die Vereisung kann, grob gesprochen, zu- oder abnehmen. Wenn wir der Wissenschaft, die sich mit der Messung der Meerestiefen, der Gletscher und Poleismassen beschäftigt, glauben wollen, und es besteht kein Grund, an ihr zu zweifeln, so sind Anzeichen einer Abschmelzung zu beobachten.“
„Der umfassendste Tötungsakt, der heute zu beobachten ist, richtet sich gegen die Ungeborenen. Es ist vorausztusehen, daß diese Erscheinung, die in bezug auf das Individuum den Sinn einer größeren Sicherung der Lebensführung des Einzelnen besitzt, beim Typus die Rolle eines bevölkerungspolitischen Mittels spielen wird. Ebenso unschwer zu erraten ist die Wiederentdeckung der sehr alten Wissenschaft der Entvölkerungspolitik. Hierher gehören bereits die »vingt millions de trop«, ein aperçu, das inzwischen durch den Bevölkerungsschub, ein Mittel, durch das man sich sozialer oder nationaler Grenzschichten auf dem Verwaltungswege zu entledigen beginnt, an Anschaulichkeit gewonnen hat.“
„Diese Rangordnung offenbart sich, indem Ursache und Wirkung nur an der geprägten Form zu begreifen ist, während diese Formen an und für sich bestehen, gleichviel welche Erklärung man ihnen geben, welche Perspektive ihrer Betrachtung man aufsuchen mag. Ohne Zweifel ist jene Anschauung, über welche der naturwissenschaftliche Dünkel sich weit zu erheben glaubte, die Anschauung nämlich, daß jede Form ihren Ursprung einem besonderen Schöpfungsakte (hinter der Lehre von den Mutationen verbirgt sich übrigens eine der Wiederentdeckungen des Wunders durch die moderne Wissenschaft) verdankt, der natürlichen Wirklichkeit weit angemessener als die mechanische Entwicklungstheorie, die für ein Jahrhundert das Wissen von der »lebenden Entwicklung« verdrängte, das unter Entwicklung die Projektion von Urbildern in den der Wahrnehmung zugänglichen Raum verstand.“
„Weltrevolutionär ist die Technik als das Mittel, durch das die Gestalt des Arbeiters die Welt mobilisiert, weltrevolutionär der Typus, in dem dieselbe Gestalt sich eine herrschende Rasse schafft. Die geheime Anlage der Mittel, der Waffen, der Wissenschaften zielt auf Raumbeherrschung von Pol zu Pol, und die Auseinandersetzungen zwischen den großen Lebenseinheiten streben weltkriegerischen Charakter an.“
„Die Zeit versieht uns mit neuen Gleichnissen. Wir haben Formen der Energie erschlossen, die den bisher bekannten gewaltig überlegen sind. Dennoch ist all das eben nur ein Gleichnis; die Formeln, die menschliche Wissenschaft im Zeitwandel findet, führen immer auf längst Bekanntes zu. Die neuen Lichter, die neuen Sonnen sind flüchtige Protuberanzen, die sich vom Geist ablösen. Sie prüfen den Menschen auf sein Absolutes, auf seine wunderbare Macht. Stets kehren die Schicksalsschläge wieder, durch die der Mensch nicht mehr als dieser oder jener, sondern durch die er als solcher in die Schranken gefordert wird.“
„Die Furcht nimmt immer die Maske, den Stil der Zeiten an. Das Dunkel der Weltraumhöhle, die Visionen der Eremiten, die Ausgeburten der Bosch und Cranach, die Hexen- und Dämonenschwärme des Mittelalters sind Glieder der ewigen Kette der Angst, an die der Mensch wie Prometheus an den Kaukasus geschmiedet ist. Von welchen Götterhimmeln er sich auch befreien möge — die Furcht begleitet ihn mit großer List. Und immer erscheint sie ihm in höchster, lähmender Wirklichkeit. Wenn er in strenge Erkenntniswelten eintritt, wird er den Geist verlachen, der sich mit gotischen Schemen und Höllenbildern ängstigte. Er ahnt kaum, daß er in den gleichen Fesseln gefangen liegt. Ihn freilich prüfen die Phantome im Erkenntnisstil, als Fakten der Wissenschaft. Der alte Wald mag nun zum Forst geworden sein, zur ökonomischen Kultur. Doch immer noch ist in ihm das verirrte Kind. Nun ist die Welt der Schauplatz von Mikrobenheeren; die Apokalypse droht wie je zuvor, wenngleich durch Machenschaften der Physik (nicht nur der Physik! HB). Der alte Wahn blüht in Psychosen, Neurosen fort. Und auch den Menschenfresser wird man in durchsichtiger Verkleidung wiederfinden — nicht nur als Ausbeuter und Treiber in den Knochenmühlen der Zeit. Er mag vielmehr als Serologe inmitten seiner Instrumente und Retorten darüber sinnen, wie man die menschliche Milz, das menschliche Brustbein zum Ausgangsstoff für wunderbare Medizinen nimmt. Da sind wir mitten im alten Dahomey, im alten Mexiko.“
„Der Widerstand des Waldgängers ist absolut, er kennt keine Neutralität, keinen Pardon, keine Festungshaft. Er erwartet nicht, daß der Feind Argumente gelten läßt, geschweige denn ritterlich verfährt. Er weiß auch, daß, was ihn betrifft, die Todesstrafe nicht aufgehoben wird. Der Waldgänger kennt eine neue Einsamkeit, wie sie vor allem die satanisch angewachsene Bosheit mit sich bringt – ihre Verbindung mit der Wissenschaft und dem Maschinenwesen, die zwar kein neues Element, doch neue Erscheinungen in die Geschichte bringt.“
„Unsere Wissenschaft läßt sich ohne weiteres und ohne Rangminderung im astrologischen System unterbringen, nicht aber umgekehrt. Schon diese Beobachtung ist wertvoll, denn wir brauchen Fangschnüre für unsere sich immer souveräner entfaltende technisch-abstrakte Welt, die aus sich heraus Grenzen und Hemmungen nicht zu entwickeln vermag.“
„Theologe ist jener, der über die niedere Ökonomie hinaus die Wissenschaft des Überflusses kennt, das Rätsel der ewigen Quellen, die unerschöpflich und immer nahe sind.“
„Die gesamte Philosophie ist einem Baume vergleichbar, dessen Wurzel die Metaphysik, dessen Stamm die Physik und dessen Zweige alle übrigen Wissenschaften sind.“
„Als Physiker, der sein ganzes Leben der nüchternen Wissenschaft, der Erforschung der Materie widmete, bin ich sicher von dem Verdacht frei, für einen Schwarmgeist gehalten zu werden. Und so sage ich nach meinen Erforschungen des Atoms dieses: Es gibt keine Materie an sich. Alle Materie entsteht und besteht nur durch eine Kraft, welche die Atomteilchen in Schwingung bringt und sie zum winzigsten Sonnensystem des Alls zusammenhält. Da es im ganzen Weltall aber weder eine intelligente Kraft noch eine ewige Kraft gibt—es ist der Menschheit nicht gelungen, das heißersehnte Perpetuum mobile zu erfinden—so müssen wir hinter dieser Kraft einen bewußten intelligenten Geist annehmen. Dieser Geist ist der Urgrund aller Materie.“
„Als Mann, der sein ganzes Leben der klarsten Wissenschaft gewidmet hat, dem Studium der Materie, kann ich Ihnen als Ergebnis meiner Forschung über die Atome so viel sagen: Es gibt keine Materie als solche! Alle Materie entsteht und existiert nur aufgrund einer Kraft, die die Teilchen eines Atoms zur Schwingung bringt und dieses kleinste Sonnensystem des Atoms zusammenhält. Wir müssen hinter dieser Kraft die Existenz eines bewussten und intelligenten Geistes annehmen. Dieser Geist ist die Matrix aller Materie.“
„Es ist einer der bösartigsten Fehler anzunehmen, die Pädagogik sei die Wissenschaft vom Kind – und nicht zuerst die Wissenschaft vom Menschen.“
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