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„Indem wir hier den Vorgang nicht »auf dem Schiffe«, sondern vom Waldgang her betrachten, unterwerfen wir ihn den Forum des souveränen Einzelnen. Von seiner Entscheidung hängt ab, was er als Eigentum betrachten und wie er es behaupten will. In einer Zeit wie dieser wird er gut tun, wenn er geringe Angriffsflächen zeigt. Er wird also bei seiner Bestandsaufnahme zu unterscheiden haben zwischen Dingen, die kein Opfer lohnen, und solchen, für die es zu kämpfen gilt. Sie sind die unveräußerlichen, das echte Eigentum. Sie sind es auch, die man, wie Bias das Seine, mit sich trägt oder die, wie Heraklit sagt, zur eigenen Art gehören, die des Menschen Dämon ist. Zu ihnen zählt auch das Vaterland, das man im Herzen trägt und das von hier, vom Unausgedehnten her, ergänzt wird, wenn es im Ausgedehnten, in seinen Grenzen, Verletzungen erlitt.“
„Daß der Zugang zu den Quellen durch Stellvertreter, durch Mittler erschlossen werden kann: darin liegt eine der großen Hoffnungen. Wenn an einem Punkte eine echte seinsberÜhrung gelingt, so hat das immer gewaltige Wirkungen. Geschichte, ja überhaupt die Möglichkeit, Zeit zu datieren, beruht auf solchen Vorgängen. Sie stellen Belehnungen mit schöpferischer Urkraft dar, die zeitlich sichtbar wird.“
„Die Technik ist jedoch, wie wir sahen, keineswegs ein Instrument des Fortschritts, sondern ein Mittel zur Mobilisierung der Welt durch die Gestalt des Arbeiters, und solange dieser Vorgang läuft, ist mit Bestimmtheit vorauszusagen, daß man auf keine ihrer verheerenden Eigenschaften verzichten wird. Im übrigen vermag auch die höchste Steigerung der technischen Anstrengung nicht mehr zu erzielen als den Tod, der zu allen Zeiten gleich bitter ist. Die Ansicht, daß dieTechnik als Waffe eine tiefere Feindschaft zwischen den Menschen bewirkt, ist daher ebenso irrig wie die entsprechende, daß sie dort, wo sie als Verkehr erscheint, eine Festigung des Friedens zur Folge hat. Ihre Aufgabe ist eine ganz andere, nämlich die, sich für den Dienst einer Macht geeignet zu machen, die über Krieg und Frieden und damit über die Sittlichkeit oder Gerechtigkeit dieser Zustände inhöchster Instanz bestimmt.“
„Die alten Systeme, die alten Parteien werden mitverändert…. Ein Demokrat, der mit einer gegen neunundneunzig Stimmen für Demokratie gestimmt hat, trat damit nicht nur aus seinem politischen Systeme, sondern auch aus seiner Individualität heraus. Das wirkt dann weit über den flüchtigen Vorgang, indem es nach ihm weder Demokratie noch Individualität geben kann.“
„Die Untergangsvorstellungen anläßlich des Erscheinens des Halleyschen Kometen, 1910…. Der Schock, den zwei Jahre später der Untergang der »Titanic« hervorrief…. Um diese Zeit muß Spengler den Satz konzipiert haben: »Der Untergang des Abendlandes ist nichts Geringeres als das Problem der Zivilisation.« Seitdem hat sich die Bedrohung durch die technische Katastrophe immer enger dem Bewußtsein der Völker und der Einzelnen verknüpft. Ununterbrochen ist die Zahl der Opfer angewachsen, die so gebracht werden. Auch kollektive Vorgänge wie Kriege, Bürgerkriege und Großexperimente nehmen die Form der technischen Katastrophen an. Da liegt es nahe, daß auch der Weltuntergang in dieser Form begriffen wird.“
„Doch das Leben baut selten etwas auf, wofür es die Steine nicht woanders herholt. Die meisten Philosophen haben ihr Gedankengebäude auf den Trümmern ihrer Vorgänger erbaut, nicht aber, wie sie oft meinen, auf der Ruine der ganzen Philosopiegeschichte.“
„Ehrgeizig zu sein verlangt die Trennung von eigenem Schmerz und Leid. Diese Trennung ist Bestandteil jenes Vorgangs, durch den das Eigene, fremd geworden, an andere Opfer weiter gegeben wird.“
„So schädlich ist es, Vorurteile zu pflanzen, weil sie sich zuletzt an denen selbst rächen, die, oder deren Vorgänger, ihre Urheber gewesen sind.“
„Jede Generation will neue Symbole, neue Leute, neue Namen. Sie wollen sich von ihren Vorgängern scheiden lassen.“
„Ja, ich habe Gewalt in mir, aber keine negative. Wenn ein Tiger seinen Dompteur zerreißt, so sagt man, der Tiger sei gewalttätig und jagt ihm eine Kugel in den Kopf. Meine Gewalt ist die Gewalt des Freien, der sich weigert, sich zu unterwerfen. Die Schöpfung ist gewaltsam. Leben ist gewaltsam. Geburt ist ein gewaltsamer Vorgang. Ein Sturm, ein Erdbeben sind gewaltsame Bewegungen der Natur. Meine Gewalt ist die Gewalt des Lebens. Es ist keine Gewalt wider die Natur, wie die Gewalt des Staates, der eure Kinder ins Schlachthaus schickt, eure Gehirne verblödet und eure Seelen austreibt!“
„Natürlich dauerte es eine Weile, bis alles kompliziert genug wurde, um Gaswolken, Galaxien, Planeten und Kontinente hervorzubringen, ganz zu schweigen von winzigen korkenzieherförmigen Dingen, die durch schleimige Pfützen krochen und überlegten, ob es sich lohnte, Flossen, Beine und andere Gliedmaßen zu entwickeln. Wie dem auch sei: Der gegenwärtige Vorgang führte zu einem unaufhaltsamen Trend. Tod brauchte sich jetzt nur noch zu gedulden, und an Geduld mangelte es ihm nicht. Früher oder später gab es lebende Geschöpfe, die nichts Besseres im Sinn hatten, als sich zu vermehren und im Sonnenschein zu lachen, schließlich müde und alt zu werden. Die Gestalt mit der Sense nahm Platz und wartete. Tod wäre zur Stelle, wenn man ihn brauchte.“
„Nichts ist widerwärtiger als die Majorität: denn sie besteht aus wenigen kräftigen Vorgängern, aus Schelmen, die sich accomodiren, aus Schwachen, die sich assimilieren, und der Masse, die nachtrollt, ohne nur im mindesten zu wissen was sie will.“
„Alle seelischen Vorgänge laufen von vornherein auf ein Ziel der Erhöhung der Persönlichkeit los.“
„Wie nun der Philosoph zur Wirklichkeit des Daseins, so verhält sich der künstlerisch erregbare Mensch zur Wirklichkeit des Traumes; er sieht genau und gern zu: denn aus diesen Bildern deutet er sich das Leben, an diesen Vorgängen übt er sich für das Leben. Nicht etwa nur die angenehmen und freundlichen Bilder sind es, die er mit jener Allverständigkeit an sich erfährt: auch das Ernste, Trübe, Traurige, Finstere, die plötzlichen Hemmungen, die Neckereien des Zufalls, die bänglichen Erwartungen, kurz die ganze „göttliche Komödie“ des Lebens, mit dem Inferno, zieht an ihm vorbei, nicht nur wie ein Schattenspiel – denn er lebt und leidet mit in diesen Scenen – und doch auch nicht ohne jene flüchtige Empfindung des Scheins; und vielleicht erinnert sich Mancher, gleich mir, in den Gefährlichkeiten und Schrecken des Traumes sich mitunter ermuthigend und mit Erfolg zugerufen zu haben: „Es ist ein Traum! Ich will ihn weiter träumen!“ Wie man mir auch von Personen erzählt hat, die die Causalität eines und desselben Traumes über drei und mehr aufeinanderfolgende Nächte hin fortzusetzen im Stande waren: Thatsachen, welche deutlich Zeugniss dafür abgeben, dass unser innerstes Wesen, der gemeinsame Untergrund von uns allen, mit tiefer Lust und freudiger Nothwendigkeit den Traum an sich erfährt.“
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