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„In der FremdeAus der Heimat hinter den Blitzen rotDa kommen die Wolken her,Aber Vater und Mutter sind lange tot,Es kennt mich dort keiner mehr.Wie bald, wie bald kommt die stille Zeit,Da ruhe ich auch, und über mirRauschet die schöne WaldeinsamkeitUnd keiner mehr kennt mich auch hier.“
„OsternVom Münster Trauerglocken klingen,Vom Tal ein Jauchzen schallt herauf.Zur Ruh sie dort dem Toten singen,Die Lerchen jubeln: wache auf!Mit Erde sie ihn still bedecken,Das Grün aus allen Gräbern bricht,Die Ströme hell durchs Land sich strecken,Der Wald ernst wie in Träumen spricht,Und bei den Klängen, Jauchzen, Trauern,So weit ins Land man schauen mag,Es ist ein tiefes FrühlingsschauernAls wie ein Auferstehungstag.“
„Verlorene LiebeLieder schweigen jetzt und Klagen,Nun will ich erst fröhlich sein,All mein Leid will ich zerschlagenUnd Erinnern – gebt mir Wein!Wie er mir verlockend spiegeltSterne und der Erde Lust,Stillgeschäftig dann entriegeltAll die Teufel in der Brust,Erst der Knecht und dann der Meister,Bricht er durch die Nacht herein,Wildester der Lügengeister,Ring mit mir, ich lache dein!Und den Becher voll EntsetzenWerf ich in des Stromes Grund,Dass sich nimmer dran soll letzenWer noch fröhlich und gesund!Lauten hör ich ferne klingen,Lustge Bursche ziehn vom Schmaus,Ständchen sie den Liebsten bringen,Und das lockt mich mit hinaus.Mädchen hinterm blühnden BaumeWinkt und macht das Fenster auf,Und ich steige wie im TraumeDurch das kleine Haus hinauf.Schüttle nur die dunklen LockenAus dem schönen Angesicht!Sieh, ich stehe ganz erschrocken:Das sind ihre Augen licht,Locken hatte sie wie deine,Bleiche Wangen, Lippen rot -Ach, du bist ja doch nicht meine,Und mein Lieb ist lange tot!Hättest du nur nicht gesprochenUnd so frech geblickt nach mir,Das hat ganz den Traum zerbrochenUnd nun grauet mir vor dir.Da nimm Geld, kauf Putz und Flimmern,Fort und lache nicht so wild!O ich möchte dich zertrümmern,Schönes, lügenhaftes Bild!Spät von dem verlornen KindeKam ich durch die Nacht daher,Fahnen drehten sich im Winde,Alle Gassen waren leer.Oben lag noch meine LauteUnd mein Fenster stand noch auf,Aus dem stillen Grunde grauteWunderbar die Stadt herauf.Draußen aber blitzt’s vom weiten,Alter Zeiten ich gedacht‘,Schaudernd reiß ich in den SaitenUnd ich sing die halbe Nacht.Die verschlafnen Nachbarn sprechen,Daß ich nächtlich trunken sei -O du mein Gott! und mir brechenHerz und Saitenspiel entzwei!“
„WeltlaufWas du gestern frisch gesungen,Ist doch heute schon verklungenUnd beim letzten Klange schreitAlle Welt nach Neuigkeit.War ein Held, der legt‘ verwegenEinstmals seinen blut’gen DegenAls wie Gottes schwere HandÜber das erschrockne Land.Mußt’s doch blühn und rauschen lassenUnd den toten Löwen fassenKnaben nun nach Jungen-ArtUngestraft an Mähn‘ und Bart.So viel Gipfel als da funkelnSah’n wir abendlich verdunkeln,Und es hat die alte NachtAlles wieder gleich gemacht.Wie im Turm der Uhr GewichteRucket fort die Weltgeschichte,Und der Zeiger schweigend kreist,Keiner rät, wohin er weist.Aber wenn die eh’rnen ZungenNun zum letztenmal erklungen,Auf den Turm der Herr sich stellt,Um zu richten diese Welt.Und der Herr hat nichts vergessen,Was geschehen, wird er messenNach dem Maß der Ewigkeit —O wie klein ist doch die Zeit!“
„Aus der Heimat hinter den Blitzen rot, da kommen die Wolken her, aber Vater und Mutter sind lange tot, es kennt mich dort keiner mehr. Wie bald, wie bald kommt die stille Zeit, da ruhe ich auch, und über mir rauschet die schöne Waldeinsamkeit und keiner mehr kennt mich auch hier.“
„Desgleichen ist Skepsis nicht zu empfehlen, besonders nicht jene Skepsis, die sichtbar macht. Die Geister, die den Zweifel verwaltet haben und von ihm profitieren, sind nunmehr weithin in den Besitz der Macht gekommen, und nun ist ihnen gegenüber der Zweifel Sakrileg. Sie fordern für sich und ihre Lehren und ihre Kirchenväter Verehrung, wie sie nie ein Kaiser, ein Papst für sich in Anspruch nahm. Hier noch zu zweifeln, möge wagen, wer Folter und Zwangsarbeit nicht scheut. Es werden nicht viele sein. Sich sichtbar machen auf solche Weise heißt dem Leviathan gerade den Dienst erweisen, der ihm behagt, für den er Heere von Polizisten unterhält. Solches den Unterdrückten anzuraten, etwa vom sicheren Rundfunkpulte aus, ist rein verbrecherisch. Vor jenen, die reden, haben die heutigen Tyrannen keine Angst. Das mochte noch in den guten alten Zeiten des absoluten Staates möglich sein. Viel fürchterlicher ist das Schweigen – das Schweigen der Millionen und auch das Schweigen der Toten, das von Tag zu Tage tiefer wird. und das nicht Trommeln übertönen, bis es dann das Gericht beschwört. Im Maße, in dem der Nihilismus normal wird, werden die Symbole der Leere fürchterlicher als die der Macht.“
„Dionysos ist der Festherr, der Führer der Festzüge. Wenn Hölderlin ihn als Gemeingeist anspricht, ist das so zu verstehen, daß auch die Toten zur Gemeinde zählen, ja gerade sie. Das ist der Schimmer, der das dionysische Fest umhüllt, die tiefste Quelle der Heiterkeit. Die Pforten des Totenreiches werden weit aufgestoßen, und goldener Überfluß quillt hervor. Das ist der Sinn der Rebe, in der Erd- und Sonnenkräfte sich vereinen, der Masken, der großen Verwandlung und Wiederkehr.“
„Hier eröffnet sich auch die Aussicht auf eine der großen Gefahren unserer Zeit, die Übervölkerung, wie etwa Bouthoul sie in seinem Buche »Hundert Millionen Tote« geschildert hat. Die Hygiene sieht sich vor der Aufgabe, die gleichen Massen einzudämmen, deren Entstehung sie ermöglichte. Doch damit überschreiten wir das Thema des Waldganges. Wer mit ihm rechnet, für den taugt die Luft der Treibhäuser nicht.“
„Die Toten sind wie Schnittblumen, die noch geraume Zeit leben – sie wollen gepflegt werden. Sie ziehen sich dann allmählich zurück; man spürt in den Träumen, wie ihre Gegenwart schwächer wird.“
„Ach wie glücklich sind die Toten!“
„Einen Job erledigen? … Wie absurd, zu beenden bedeutet, ihn zu töten, ihn von seiner Seele zu befreien … ihm den Gnadenstoß für den Maler und für das Gemälde zu geben.“
„Sie sagten mir, dass einige Tote nötig seien, um eine Welt zu erreichen, in der sie sich nicht selbst töten würden.“
„Viele von uns sahen Religion als harmlosen Unsinn an. Glaubensbekenntnisse mögen keine stichhaltigen Beweise enthalten, aber wir dachten, wenn die Menschen eine Krücke zum Trost brauchen, wo ist der Schaden? Der 11. September hat all das geändert. Offenbarter Glaube ist kein harmloser Unsinn, er kann tödlich gefährlicher Unsinn sein. Gefährlich, weil es den Menschen unerschütterliches Vertrauen in ihre eigene Gerechtigkeit gibt. Gefährlich, weil es ihnen den falschen Mut gibt, sich selbst zu töten, wodurch normale Hindernisse für das Töten anderer automatisch beseitigt werden. Gefährlich, weil es anderen Feindschaft lehrt, die nur durch einen Unterschied der ererbten Tradition gekennzeichnet ist. Und gefährlich, weil wir uns alle auf einen seltsamen Respekt eingelassen haben, der die Religion auf einzigartige Weise vor normaler Kritik schützt. Hören wir jetzt auf, so verdammt respektvoll zu sein!“
„Einen Fehler zu töten ist genauso gut und manchmal sogar besser als eine neue Wahrheit oder Tatsache festzustellen.“
„Hat ein Mensch die Freude geopfert, heiß ich es kein Leben mehr, er ist lebendig tot. Füll meinetwegen dein Haus mit Schätzen, leb im Herrscherprunk – Ich gebe nicht den Schatten eines Rauchs für alles, wenn des Herzens Freude fehlt.“
„Ich bin heute erst einmal hier, um zu sagen: Ich freue mich darüber, dass es gelungen ist, bin Laden zu töten.“
„Ich finde, dass das Glück zu einem kleinen Schlage, den es uns versetzen will, oft erschrecklich weit ausholt. Man sollte glauben, es wolle uns zerschmettern, und hat uns am Ende nichts, als eine Mücke auf der Stirne tot geschlagen.“
„Nur die Toten haben das Ende des Krieges gesehen.“
„Denn in der ersten Zeit des Aufstands muß getötet werden: Einen Europäer erschlagen heißt zwei Fliegen auf einmal treffen, nämlich gleichzeitig einen Unterdrücker und einen Unterdrückten aus der Welt schaffen. Was übrigbleibt, ist ein toter Mensch und ein freier Mensch.“
„Gott ist tot, er sprach zu uns, und nun schweigt er. Wir berühren nur noch seinen Leichnam.“
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