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Verwandt mit: theorie
„Hinter der Repräsentation des Weltgeistes steht die Materie, nicht die Idee. Die Theorie bestimmt nicht, wie Hegel oft und entschieden betont, die Wirklichkeit, sondern die Wirklichkeit gebiert Ideen und ändert sich aus sich selbst. Sogar die technische Erfindung folgt ihrem Zwang. Sie ist letzthin weder erdacht noch zufällig.“
„Auch am Materialismus ist zu unterscheiden zwischen seiner sichtbaren und seiner unsichtbaren Macht, zwischen seiner Oberflächen- und seiner Grundströmung, zwischen der Art, in der er durch Menschen vertreten und begründet wird, und seinem schicksalhaften Zug. Die große Gewalt, mit der er auf dem Erdkreis »mit dem Hammer« die alten Gesetze bricht, deutet auf einen stärkeren Auftrag als den rationalen hin. Daraus eben erklärt sich, daß er mit stets wachsender Gewalt seinen Siegeszug fortsetzt, obwohl die Theorien, die ihn vertreten, so oft und so gründlich durch glänzende konservative Geister widerlegt worden sind. Aber widerlegt man denn ein Erdbeben? Eher baut man die Städte um. Hier wiederholt sich das Schauspiel, daß der Geist, und insbesondere der gebildete Geist, eine Veränderung deshalb unterschätzt, weil sie nicht in seine Kategorien paßt. Aber er kann nicht durchdringen, weil die Kategorien selbst, etwa seine Kultur oder sein Geschichtsbild, erschüttert sind. Nun greifen die bewährten Mittel nicht mehr. So sah der Mandarin die weißen Teufel in den Häfen landen, so sah dergebildete Grieche die ersten Christen, das Zeichen des Fisches, an.“
„Der wahllose Konkurrenzkampf um die Reviere des natürlichen Reichtums und die Anhäufung von Individuen zu einer atomisierten Gesellschaft in den großen Städten brachten in unglaublich kurzer Zeit eine Veränderung hervor, deren Eingriff bis zur Verpestung derAtmosphäre und der Vergiftung der Flüsse führt. Dieser Vorgang mußte unausbleiblich die Einsicht nach sich ziehen, daß die isolierte ökonomische Existenz, das abstrakte Denken in ökonomischen Werten und Theorien, letzten Endes nicht einmal die ökonomischen Rangordnungen aufrecht zu erhalten vermag. Diese Einsicht wird illustriert durch einen Trümmerhaufen von Anlagen in allen Ländern der Welt, der nicht etwa die Folgen einer vorübergehenden Krise, sondern das Ende eines geistesgeschichtlichen Abschnittes anschaulich macht.“
„Es wäre irrig, anzunehmen, daß die entsprechenden Zerstörungsmittel für den Arbeiter in den großen sozialen und ökonomischen Theorien zu suchen sind. Wir führten vielmehr bereits aus, daß in ihnen lediglich eine Fortsetzung der Arbeit der bürgerlichen Vernunft zu erblicken ist. Diese Theorien sind viel weniger zu vergleichen der Neuentdeckung des Menschen im 18. Jahrhundert als dem aristokratischen Rationalismus, durch den sich die Schicht, gegen welche diese Entdeckung gerichtet ist, gleichzeitig aus sich selbst heraus zersetzt.“
„Die Grenzen schwinden, und damit schmelzen sehr alte Sonderungen ein. Die Menschen werden sich ähnlicher, nicht nur im Weltstil des Denkens und Handelns, sondern auch im Habitus. Das Wort »Mensch« gewinnt eine Bedeutung, die ihm bisher nur in der Idee, im Kultus oder im Mythos zugeteilt werden konnte, auf unmittelbare, tatsächliche Art. Zugleich verliert es andere, historische Bedeutungen. Die dynamischen, auch die eruptiven, Vorgänge nehmen zu; die Strahlung dringt tief in den Kosmos ein. In der Raumfahrt wird die Beschleunigung astronomisch, die Erde zum Mutterschiff. Überhaupt wird die Erscheinung ambivalent in der Weise, daß statistische und dynamische Vorstellungen ununterscheidbar werden, wie das besonders in der Theorie des Lichtes sich vexierend ausdrückt – das entspricht der Situation an der Zeitmauer. Ein Wissen, das sich stündlich ändert, zeugt nicht für Fortschritt, sondern für Übergang.“
„Soviel zur Theorie der Katastrophe. Es steht nicht frei, sie zu vermeiden, doch gibt es Freiheit in ihr. Sie zählt zu den Prüfungen.“
„Unter den Menschen ist Sokrates zu nennen, dessen Vorbild nicht nur die Stoa, sondern kühne Geister zu allen Zeiten befruchtete. Wir mögen über Leben und Lehre dieses Mannes verschiedener Ansicht sein; sein Tod zählt zu den größten Ereignissen. Die Welt ist so beschaffen, daß immer wieder das Vorurteil, die Leidenschaften Blut fordern werden, und man muß wissen, daß sich das niemals ändern wird. Wohl wechseln die Argumente, doch ewig unterhält die Dummheit ihr Tribunal. Man wird hinausgeführt, weil man die Götter verachtete, dann weil man ein Dogma nicht anerkannte, dann wieder, weil man gegen eine Theorie verstieß. Es gibt kein großes Wort und keinen edlen Gedanken, in dessen Namen nicht schon Blut vergossen worden ist. Sokratisch ist das Wissen von der Ungültigkeit des Urteils, und zwar von der Ungültigkeit in einem erhabeneren Sinne, als menschliches Für und Wider ihn ermitteln kann. Das wahre Urteil ist von Anbeginn gesprochen: es ist auf die Erhöhung des Opfers angelegt. Wenn daher moderne Griechen eine Revision des Spruches anstreben, so wären damit nur die unnützen Randbemerkungen zur Weltgeschichte um eine weitere vermehrt, und das in einer Zeit, in der unschuldiges Blut in Strömen fließt. Dieser Prozeß ist ewig, und die Banausen, die in ihm als Richter saßen, trifft man auch heute an jeder Straßenecke, in jedem Parlament. Daß man das ändern könne: dieser Gedanke zeichnete von jeher die flachen Köpfe aus. Menschliche Größe muß immer wieder erkämpft werden. Sie siegt, indem sie den Angriff des Gemeinen in der eigenen Brust bezwingt. Hier ruht die wahre historische Substanz, in der Begegnung des Menschen mit sich selbst, das heißt: mit seiner göttlichen Macht. Das muß man wissen, wenn man Geschichte lehren will. Sokrates nannte diesen tiefsten Ort, an dem ihn eine Stimme, schon nicht mehr in Worten faßbar, beriet und lenkte, sein Daimonion. Man könnte ihn auch den Wald nennen.“
„Wir sehen also von den Kirchen ab. Dafür, daß sie noch unerschöpftes Gut enthalten, gibt es in unserer Zeit, und gerade in ihr, bedeutende Zeugnisse. Zu ihnen rechnet vor allem das Verhalten ihrer Gegner, in erster Linie das des staates, der unumschränkte Macht erstrebt. Das bringt notwendig Kirchenverfolgung mit. In diesem Stande soll der Mensch als zoologisches Wesen behandelt werden, gleichviel ob ihn die herrschenden Theorien ökonomisch oder andersartig einordnen. Das führt in die Bereiche zunächst des puren Nutzens, sodann der Bestialität.“
„Der Waldgänger ist der konkrete Einzelne, er handelt im konkreten Fall. Er braucht nicht Theorien, nicht von Parteijuristen ausgeheckte Gesetze, um zu wissen, was rechtens ist. Er steigt zu den noch nicht in die Kanäle der Institutionen verteilten Quellen der Sittlichkeit hinab. Hier werden die Dinge einfach, falls noch Unverfälschtes in ihm lebt. Wir sahen die große Erfahrung des Waldes in der Begegnung mit dem eigenen Ich, dem unverletzbaren Kerne, dem Wesen, aus dem sich die zeitliche und individuelle Erscheinung speist. Diese Begegnung, die sowohl auf die Gesundung wie auf die Verbannung der Furcht so großen Einfluß übt, ist auch moralisch von höchstem Rang. Sie führt auf jene Schicht, die allem Sozialen zugrunde liegt und urgemeinsam ist. Sie führt auf den Menschen zu, der unter dem Individuellen den Grundstock bildet und von dem die Individuationen ausstrahlen. In dieser Zone ist nicht nur Gemeinsamkeit; hier ist Identität. Das ist es, was das Symbol der Umarmung andeutet. Das Ich erkennt sich im Anderen – es folgt der uralten Weisheit des »Das bist du«. Der andere kann der Geliebte, er kann auch der Bruder, der Leidende, der Schutzlose sein. Indem das Ich ihm Hilfe spendet, fördert es sich zugleich im Unvergänglichen. Darin bestätigt sich die Grundordnung der Welt.“
„Der Deutsche mußte darüber nachdenken. Nach seiner Niederlage wurde die Absicht, ihn auf ewig zu entrechten, ihn zu versklaven, ihn durch Aufteilung zu vernichten, an ihm erprobt. Diese Prüfung war schwerer als die des Krieges, und man darf sagen, daß er sie bestanden hat, bestanden schweigend, ohne Waffen, ohne Freunde, ohne ein Forum auf dieser Welt. In diesen Tagen, Monaten und Jahren wurde eine der größten Erfahrungen ihm zuteil. Er wurde zurückgeworfen auf sein Eigentum, auf seine der Vernichtung entzogene Schicht. Hier liegt ein Mysterium, und solche Tage sind verbindender als eine gewonnene Entscheidungsschlacht. Der Reichtum des Landes liegt in seinen Männern und Frauen, die äußerste Erfahrungen gemacht haben, wie sie irn Laufe vieler Geschlechter nur einmal an den Menschen herantreten. Das gibt Bescheidenheit, aber es gibt auch Sicherheit. Die ökonomischen Theorien gelten »auf dem Schiffe«, während das ruhende und unveränderliche Eigentum irn Walde liegt, als Fruchtgrund, der stets neue Ernten bringt.“
„Es bereiten sich nicht nur neue Anklagen, sondern auch eine neue Lesart des alten »Eigentum ist Diebstahl« vor. Solche Theorien sind schneidender von seiten des Ausgeplünderten als von denen des Plünderers, der mit ihrer Hilfe den Raub sich sichern will. Längst übersättigt, frißt er immer neuen Raum in sich hinein. Es gibt indessen auch andere Lehren, die aus der Zeit gezogen werden können, und man darf sagen, daß die Ereignisse nicht spurlos vorbeigegangen sind. Das gilt vor allem für Deutschland; hier war der Ansturm der Bilder besonders stark. Er brachte tiefe Veränderungen mit. Solche Veränderungen werden erst spät in Theorien sichtbar; sie wirken zunächst auf den Charakter ein. Das gilt auch für die Beurteilung des Eigentums; sie löst sich von den Theorien ab. Die ökonomischen Theorien sind in den zweiten Rang getreten, während zugleich sichtbar wurde, was Eigentum ist.“
„Aus wissenschaftlichen Theorien folgt technisch verwertbares, aber kein normatives, kein handlungsorientierendes Wissen.“
„… dieser heilige Instinkt, der uns veranlasst, keine Theorien zu haben…“
„Politik […] ist in der That eine eminent praktische Wissenschaft, bei der man sich an die Form, an die Namen, an Theorien, in die sie gerade hineinpassen soll, nicht so sehr kehren darf.“
„Die Tragik des 20. Jahrhunderts liegt darin, daß es nicht möglich war, die Theorien von Karl Marx zuerst an Mäusen auszuprobieren.“
„Wenn jemand eine Theorie akzeptiert, führt er erbitterte Nachhutgefechte gegen die Tatsachen.“
„Das ist nun so bei der kommunistischen Theorie, die in diesem Punkte eine – ohne Spott – eine Theologie ist, daß sie alle anderen eliminieren müssen, sofern diese sich nicht von ihnen umformen und verdauen lassen.“
„Es ist ein kapitaler Fehler, eine Theorie aufzustellen, bevor man entsprechende Anhaltspunkte hat. Unbewußt beginnt man Fakten zu verdrehen, damit sie zu den Theorien passen, statt daß die Theorien zu den Fakten passen.“
„Es gibt eine Theorie, die besagt, wenn jemals irgendwer genau herausfindet, wozu das Universum da ist und warum es da ist, dann verschwindet es auf der Stelle und wird durch noch etwas Bizarreres und Unbegreiflicheres ersetzt. – Es gibt eine andere Theorie, nach der das schon passiert ist.“
„Es gibt eine andere Theorie, nach der das schon passiert ist.“
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