„Mitbürger! Freunde! Römer! hört mich an:Begraben will ich Cäsarn, nicht ihn preisen.Was Menschen Übles tun, das überlebt sie,Das Gute wird mit ihnen oft begraben.So sei es auch mit Cäsarn! Der edle BrutusHat euch gesagt, daß er voll Herrschsucht war;Und war er das, so war’s ein schwer Vergehen,Und schwer hat Cäsar auch dafür gebüßt.Hier, mit des Brutus Willen und der andern(Denn Brutus ist ein ehrenwerter Mann,Das sind sie alle, alle ehrenwert),Komm ich, bei Cäsars Leichenzug zu reden.Er war mein Freund, war mir gerecht und treu;Doch Brutus sagt, daß er voll Herrschsucht war,Und Brutus ist ein ehrenwerter Mann.Er brachte viel Gefangne heim nach Rom,Wofür das Lösegeld den Schatz gefüllt.Sah das der Herrschsucht wohl am Cäsar gleich?Wenn Arme zu ihm schrien, so weinte Cäsar;Die Herrschsucht sollt aus härterm Stoff bestehn.Doch Brutus sagt, daß er voll Herrschsucht war,Und Brutus ist ein ehrenwerter Mann.Ihr alle saht, wie am LupercusfestIch dreimal ihm die Königskrone bot,Die dreimal er geweigert. War das Herrschsucht?Doch Brutus sagt, daß er voll Herrschsucht war,Und ist gewiß ein ehrenwerter Mann.Ich will, was Brutus sprach, nicht widerlegen;Ich spreche hier von dem nur, was ich weiß.Ihr liebtet all ihn einst nicht ohne Grund;Was für ein Grund wehrt euch, um ihn zu trauern?O Urteil, du entflohst zum blöden Vieh,Der Mensch ward unvernünftig! – Habt Geduld!Mein Herz ist in dem Sarge hier beim Cäsar,Und ich muß schweigen, bis es mir zurückkommt.“
„Inzwischen verlangt die Billigkeit, daß man die Universitätsphilosophie nicht bloß, wie hier gescheht!, aus dem Standpunkte des angeblichen, sondern auch aus dem des wahren und eigentlichen Zweckes derselben beurtheile. Dieser nämlich läuft darauf hinaus, daß die künftigen Referendarien, Advokaten, Aerzte, Kandidaten und Schulmänner auch im Innersten ihrer Ueberzeugungen diejenige Richtung erhalten, welche den Absichten, die der Staat und seine Regierung mit ihnen haben, angemessen ist. Dagegen habe ich nichts einzuwenden, bescheide mich also in dieser Hinsicht. Denn über die Nothwendigkeit, oder Entbehrlichkeit eines solchen Staatsmittels zu urtheilen, halte ich mich nicht für kompetent; sondern stelle es denen anheim, welche die schwere Aufgabe haben, Menschen zu regieren, d. h. unter vielen Millionen eines, der großen Mehrzahl nach, gränzenlos egoistischen, ungerechten, unbilligen, unredlichen, neidischen, boshaften und dabei sehr beschränkten und querköpfigen Geschlechtes, Gesetz, Ordnung, Ruhe und Friede aufrecht zu erhalten und die Wenigen, denen irgend ein Besitz zu Theil geworden, zu schützen gegen die Unzahl Derer, welche nichts, als ihre Körperkräfte haben. Die Aufgabe ist so schwer, daß ich mich wahrlich nicht vermesse, über die dabei anzuwendenden Mittel mit ihnen zu rechten. Denn „ich danke Gott an jedem Morgen, daß ich nicht brauch’ für’s Röm’sche Reich zu sorgen,”—ist stets mein Wahlspruch gewesen. Diese Staatszwecke der Universitätsphilosophie waren es aber, welche der Hegelei eine so beispiellose Ministergunft verschafften. Denn ihr war der Staat „der absolut vollendete ethische Organismus,” und sie ließ den ganzen Zweck des menschlichen Daseyns im Staat aufgehn. Konnte es eine bessere Zurichtung für künftige Referendarien und demnächst Staatsbeamte geben, als diese, in Folge welcher ihr ganzes Wesen und Seyn, mit Leib und Seele, völlig dem Staat verfiel, wie das der Biene dem Bienenstock, und sie auf nichts Anderes, weder in dieser, noch in einer andern Welt hinzuarbeiten hatten, als daß sie taugliche Räder würden, mitzuwirken, um die große Staatsmaschine, diesen ultimus finis bonorum, im Gange zu erhalten? Der Referendar und der Mensch war danach Eins und das Selbe. Es war eine rechte Apotheose der Philistern.“