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„Aber er fragte sich auch, wohin man geraten mochte, wenn man an der Verlässlichkeit seines eigenen Verstandes zu zweifeln begann. Wonach sollte man sich richten, wenn nirgends eine greifbare Wegmarke den Horizont in messbare Abschnitte gliederte? Das würde sein, als ritte man ohne Weg und Ziel über die grenzenlose Steppe, und selbst dort gab es ja noch das ewig kreisende Muster der Gestirne, das dem Kundigen die Richtung wies, wenn er bereit war, sich den Gesetzen ihrer Bewegung anzuvertrauen. Was aber, wenn diese Lichtpunkte einmal ihre geregelte Bahn verlassen sollten? Wer sagt einem, dass sie dies nicht schon längst getan hatten, ohne dass man es hätte merken können?“
„Gauß kam auf den Zufall zu sprechen, den Feind allen Wissens, den er immer habe besiegen wollen. Aus der Nähe betrachtet, sehe man hinter jedem Ereignis die unendliche Feinheit des Kausalgewebes. Trete man weit genug zurück, offenbarten sich die großen Muster. Freiheit und Zufall seien eine Frage der mittleren Entfernung, eine Sache des Abstands…“
„Ich bin meine Gattung, bin ohne Norm, ohne Gesetz, ohne Muster und dergleichen.“
„Man wird geboren, und man versucht dies und das, und man weiß nicht, warum nur man selbst es weiter versucht, und man wird gleichzeitig mit vielen anderen Menschen geboren, lässt sich mit ihnen ein, als versuchte man seine Arme und Beine mit Fäden zu bewegen, als müsste man das, nur dass dieselben Fäden auch an allen anderen Armen und Beinen befestigt sind und die anderen es auch alle versuchen und genauso wenig wissen, warum, außer dass die Fäden sich verheddern, als versuchten fünf, sechs Leute gleichzeitig, auf demselben Webstuhl einen Teppich zu weben, nur will jeder sein eigenes Muster in den Teppich einweben; und es kann keinen Sinn haben, das weiß man, sonst hätten diejenigen, die den Webstuhl aufgestellt haben, alles ein bisschen besser eingerichtet, und doch muss es einen Sinn haben, weil man es immer wieder versucht oder versuchen muss […]“
„Als ich siebzehn wurde, war mein Körper ausgewachsen, und mein Gesicht nahm die Züge an, die es noch heute zeigt. Da hörte ich auf, mich im Spiegel zu mustern, um mich mit den vollkommenen Frauen aus den Filmen und den Zeitschriften zu vergleichen, und entschied, dass ich schön war aus dem einfachen Grund, weil ich Lust hatte, schön zu sein.“
„Das Zahlensystem ist Muster eines ächten Sprachzeichensystems – Unsre Buchstaben sollen Zahlen, unsre Sprache Arithmetik werden.“
„Die Astrologie gibt das Muster einer Methodik, die das Leben mit größeren Abläufen verknüpft. Sie greift weit über die biologisch – historische Erfassung sowohl der Einzelnen als auch der Kulturen hinaus. Ihre Vorstellung, ihr Symbol, das Horoskop, ist zyklisch, und da es sich auf den größten und ältesten Umlauf bezieht, den wir kennen, genügt ihr eine einzige und unveränderliche Uhr zur Ablesung dessen, »was die Stunde geschlagen hat«. Dieser Zyklus setzt dem Astrologen zugleich die meßbare astronomische und die zu deutende Schicksalszeit. Logos und Nomos werden in Beziehung gesetzt, ja ausgetauscht, und schmelzen für den deutenden Blick ineinander ein.“
„Die nunmehr zu stellende Frage ist die, ob der Einschnitt zwei geologischeAbschnitte trennt und ob eine in diesem Sinne neue Epoche mit ihren Mustern auf uns übergreift.“
„Auch zwischen Vorgeschichte und Urgeschichte schwanken die Abgrenzungen. Im Sinne, in dem das Wort oder ihm ähnliche seit Hesiod immer wieder verwandt wurden, verschmilzt die zeitliche Bedeutung mit einer idealen – gemeint ist die Idee des Menschengeschlechts. Wo sie sich rein verwirklicht, ist das Goldene Zeitalter, wie es immer wieder von Menschen gesucht und als Muster verwandt worden ist.“
„Der Friede von Versailles schloß bereits den Zweiten Weltkrieg ein. Auf offene Gewalt begründet, gab er das Evangelium, auf das jede Gewalttat sich bezog. Ein zweiter Friede nach diesem Muster würde noch kürzer dauern und die Zerstörung Europas einschließen.“
„Deshalb heißt Sozialismus vor allem, zu wissen, was man nicht will, wovon man sich befreien will: von einer Lebensform, in der alle Lebensfragen solange umdefiniert werden, bis sie in das Muster abstrakter Arbeit industrieller und gewinnorientierter, bürokratischer und herrschaftsorientierter Prägung hineinpassen.“
„Aber da ich kurz zuvor gesagt habe, unsere Vorfahren sollten uns zum Muster dienen, so gelte als erste Ausnahme, dass man nicht ihre Fehler nachahmen darf.“
„Kinder Handlungen als edele, großemütige, verdienstliche zum Muster aufzustellen, in der Meinung, sie durch Einflößung eines Enhusiasmus für dieselbe einzunehmen, ist vollends zweckwidrig.“
„Wenn Dir jemand wirklich zuhört. Wenn Dir jemand wirklich zuhört, ohne dich zu verurteilen, ohne dass er den Versuch macht, die Verantwortung für Dich zu übernehmen oder Dich nach seinen Mustern zu formen – dann fühlt sich das verdammt gut an. Jedes Mal, wenn mir zugehört wird und ich verstanden werde, kann ich meine Welt mit neuen Augen sehen und weiterkommen. Es ist erstaunlich, wie scheinbar unlösbare Dinge doch zu bewältigen sind, wenn jemand zuhört.“
„Mein liebstes Weibchen, du must dich beÿ meiner Rückunft schon mehr auf mich freuen, als auf das gelde. […] – 2:ts hat Lichnowsky mich […] früh verlassen, und ich folglich | in dem theuern orte Potsdam | selbst zehren müssen; […] den 1:t Juny werde ich in Prag schlafen, und den 4:t – den 4:t? – beÿ meinem liebsten weiberl; –
„Für sein Tun und Lassen kann man keinen anderen zum Muster nehmen.“
„Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können.“
„Das Ende meiner ersten Liebe lässt sich mit dem Tod eines alten Freundes und der Trauer einer alten Freundin nicht vergleichen, aber es folgte dem gleichen Muster. Ganz genau sogar. Und wenn es mir so vorkam wie das Ende der Welt, angefangen mit den Selbstmordgedanken – so albern und halbherzig sie auch gewesen sein mochten – und dann einer grundlegenden Veränderung meines Weltbildes, so muss man sich vor Augen halten, dass ich keinen Maßstab hatte, an dem ich meine Gefühle hätte messen können. Das nennt man ‚jung sein“