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„Gott, inbrünstig möcht ich beten,Doch der Erde Bilder tretenImmer zwischen dich und mich,Und die Seele muß mit GrauenWie in einen Abgrund schauen,Strenger Gott, ich fürchte dich!Ach, so brich auch meine Ketten!Alle Menschen zu erretten,Gingst du ja in bittern Tod.Irrend an der Hölle Toren,Ach, wie bald bin ich verloren,Hilfst du nicht in meiner Not!“
„Der AbendSchweigt der Menschen laute Lust:Rauscht die Erde wie in TräumenWunderbar mit allen Bäumen,Was dem Herzen kaum bewußt,Alte Zeiten, linde Trauer,Und es schweifen leise SchauerWetterleuchtend durch die Brust.“
„Neue LiebeHerz, mein Herz, warum so fröhlich,So voll Unruh und zerstreut,Als käme über Berge seligSchon die schöne Frühlingszeit.Weil ein liebes Mädchen wiederHerzlich an mein Herz sich drückt,Schaust du fröhlich auf und nieder,Erd und Himmel dich erquickt.Und ich hab die Fenster offen,Neu zieh in die Welt hineinAltes Bangen, altes Hoffen!Frühling, Frühling soll es sein!Still kann ich hier nicht mehr bleiben,Durch die Brust ein Singen irrt,Doch zu licht ist mir’s zum Schreiben,Und ich bin so froh verwirrt.Also schlend’r ich durch die Gassen,Menschen gehen her und hin,Weiß nicht, was ich tu und lasse,Nur, daß ich so glücklich bin.“
„AbschiedO Täler weit, o Höhen,O schöner, grüner Wald,Du meiner Lust und WehenAndächt’ger Aufenthalt.Da draußen, stets betrogen,Saust die geschäft’ge Welt;Schlag noch einmal die Bogen,Um mich, du grünes Zelt.Wenn es beginnt zu tagen,Die Erde dampft und blinkt,Die Vögel lustig schlagen,Daß dir dein Herz erklingt:Da mag vergehn, verwehenDas trübe Erdenleid,Da sollst du auferstehenIn junger Herrlichkeit!Da steht im Wald geschriebenEin stilles, ernstes WortVom rechten Tun und LiebenUnd was des Menschen Hort.Ich habe treu gelesenDie Worte schlicht und wahr.Und durch mein ganzes WesenWard’s unaussprechlich klar.Bald werd ich dich verlassen,Fremd in der Fremde gehn,Auf buntbewegten GassenDes Lebens Schauspiel sehn;Und mitten in dem LebenWird deines Ernsts GewaltMich Einsamen erheben,So wird mein Herz nicht kalt.“
„Schweigt der Menschen laute Lust:Rauscht die Erde wie in TräumenWunderbar mit allen Bäumen,Was dem Herzen kaum bewußt,Alte Zeiten, linde Trauer,Und es schweifen leise SchauerWetterleuchtend durch die Brust.“
„Souveränität… wird man heute weniger in den großen Entschlüssen finden als im Menschen, der in seinem Inneren der Furcht abschwört. Die ungeheuren Vorkehrungen sind gegen ihn allein gerichtet, und dennoch sind sie im letzten für seinen Triumph bestimmt. Diese Erkenntnis macht ihn frei. Dann sinken Diktaturen in den Staub. Hier liegen die kaum angeschürften Reserven unserer Zeit, und nicht nur der unseren. Diese Freiheit ist das Thema der Geschichte überhaupt und grenzt sie ab: hier gegen die Dämonenreiche, dort gegen das bloß zoologische Geschehen. Das ist im Mythos und in den Religionen vorgebildet und kehrt stets wieder, und immer erscheinen die Riesen und Titanen in gleicher Übermacht. Der Freie fällt sie; er braucht nicht immer ein Fürst und Herakles zu sein. Der Stein aus einer Hirtenschleuder, die Fahne, die eine Jungfrau aufnahm, und eine Armbrust haben schon genügt.“
„Der Mensch, der keine Zeit hat, kann schwerlich Glück haben.“
„Auch heute geht die Heilung vom Numinosen aus, und es ist wichtig, daß der Mensch, zum mindesten ahnendm sich von ihm betsimmen läßt.“
„Hier stößt die Politik an andere Bereiche – sei es an die Natur-, sei es an die Dämonengeschichte mit ihren Schrecknissen. Doch wird auch die Nähe großer, rettender Mächte geahnt. Die Schrecken sind ja Weckrufe, sind Zeichen einer ganz anderen Gefahr, als der historische Konflikt sie vorspiegeIt. Sie gleichen immer dringenderen Fragen, die an den Menschen gestellt werden. Niemand kann ihm die Antwort abnehmen.“
„Man kann sich heute nicht in Gesellschaft um Deutschland bemühen; man muß es einsam tun wie ein Mensch, der mit seinem Buschmesser im Urwald Bresche schlägt und den nur die Hoffnung erhält, daß irgendwo im Dickicht andere an der gleichen Arbeit sind.“
„Kant kam über die Bannmeile von Königsberg nicht hinaus. Schopenhauer wähnte die kantische Philosophie zuvollenden, indem er den Willen als das Ding an sich setzte. Daher rührt sein enormer Einfluß auf im klassischen Sinn atypische Geister wie Burckhardt, Huysmans, Nietzsche, Wagner und zahllose andere, die schon verschollen sind. Ihn zu zitieren, gehört heute in unserem geistigen Mezzanin zum schlechten Stil. Das bestätigt unter anderem einige seiner Aphorismen, wie jenen, daß alle Dummköpfe einig werden, sobald ein Mensch von überlegener Intelligenz auftaucht.“
„Der Mensch könnte einen Fehlsprung gewagt haben wie Nietzsches Seiltänzer. Es wäre aber verfehlt, den Arbeiter als den Übermenschen zu sehen oder als platonische Idee – eher schon als Gestalt im Sinne von Goethes Urpflanze. Sie ist auch kein Typus, sondern hat typenbildende Kraft.“
„Hinsichtlich des Punktes, an dem unsere Untersuchung sich befindet, heißt das, daß sich der Mensch auch unabhängig vom genetischen Experiment verändern wird. Es wäre müßig, Einflüsse der Umwelt, wie sie soziologisch als Milieu, faunistisch als Biotop, kulturhistorisch als Stil bezeichnet werden, zur Erklärung heranzuziehen. Das alles gehört dazu, mit seiner Technik, seiner Ökonomie. Mit dem, was die Astrologen als den Eintritt in ein Neues Haus bezeichnen, verändert sich auch die Einrichtung.“
„Das genetische Experiment, auf den Menschen bezogen, beansprucht große Zeiträume. Das hat seine Vor- und Nachteile. Zu den Nachteilen gehört, daß Unübersehbares in die Wege geleitet wird und daß es nicht rückgängig gemachtwerden kann, wie etwa beim Tierversuch, wobei allerdings vorauszusetzen ist, daßdas wissenschaftliche Denken nicht völlig triumphiert. Ein Vorteil ist, daß rasanteVeränderungen der Individuen und der Gesellschaft auf diesem Wege ausgeschlossen sind.“
„Wir berühren die Gene der Pflanzen, der Tiere und auch des Menschen vorerst wie Einzelsteinchen, wie Tasten eines Instruments, doch ist vorauszusehen, daß es bei diesem Spiel zu ungeahnten Kompositionen kommen wird. Vorerst scheint die Konstanz, die genetische Unantastbarkeit der Arten nochdurch sehr starke Riegel geschützt. Sie würden wohl kaum zu brechen sein, wennnicht das Ungesonderte von der anderen Seite der Mauer aus mit anhöbe. Wenn hier die Sonderungen fallen, werden Dinge möglich, von denen man sich auchheute noch nichts träumen läßt.“
„Kehren wir nochmals zum Bild des Bahnhofes zurück. Es wäre denkbar, daß der Zug ohne den Menschen weiterfährt, der über seinen Geschäften die Abfahrt versäumt. Es wäre auch denkbar, daß der Mensch auf ein Nebengeleis geschobenwird. Das wäre eine Bewegung, wie sie im Lauf der Erdgeschichte schon oftmals stattgefunden. Befürchtungen in dieser Hinsicht mehren sich – Vermutungen, daß Formen der Verhärtung, Verholzung, Versteinerung drohen. Das Leben läßt in solchen Fällen seine Maske zurück. In jedem Tiergarten hat man diesen Eindruck starrer, oftwundervoller, unwandelbarer Perfektion.“
„Inwiefern ist der Mensch für seine Evolution verantwortlich? Inwieweit kann erkontrollieren, ob, vor allem hinsichtlich der Freiheit, sein Fortschreiten ein Aufwärtsschreiten, ein Stillstand oder ein Rückschreiten ist? Und woran kann dieseVerantwortung sich heften inmitten der Einsamkeit der Wüste, im götterleeren Raum? Erwägungen, Hoffnungen, Befürchtungen, Konzepte dieser Art haben Nietzsche als ersten bewegt und heftig erschüttert; das war sein Schicksal, bleibt sein Verdienst. Die Verantwortung behielt er dem »höheren« Menschen vor.“
„Andererseits ist die Wahrung der Freiheit menschliche Aufgabe. Sie geht, da sie das Humane stärker kennzeichnet als die Staatenbildung, der Wahrung des Staates voran. Nicht der Staat kann daher die Freiheit garantieren, sondern nur der Mensch selbst. Das schließt nicht aus, daß er sich auch des Staates in dieser Absicht bedient.“
„Die Bildungsprinzipien wiederholen sich, wenn sie einmal mit dem Leben verknüpft waren. Sie schweben als Keime, als Möglichkeiten in seinem ungesonderten Fluß. So erklären sich die stets wiederholten Ansätze zur Staatenbildung von den Coelenteraten, ja von den Urtieren an. Freiheit im geistigen Sinne trat erst mit dem Menschen in den Fluß des Lebens ein. Von nun an kann auch die Freiheit nichtverloren gehen. In dieser Hinsicht dürfen wir Hegel zustimmen.“
„Geistige Freiheit kennzeichnet die Menschenart. Man findet sie bei ihr allein. Politisches Wesen, Staatenbildung dagegen ist kein dem Menschen vorbehaltenes Kennzeichen. Der Mensch hat lange ohne Staaten gelebt und wird vielleicht wiederdazu fähig sein. Die Fähigkeit zur Staatenbildung ist an einem gewissen Punkte seiner Entwicklung an ihn als Bildungsprinzip herangetragen worden, so wie das auch bei anderen Spezies geschehen ist.“
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