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fruchtbarkeit
Verwandt mit: fruchtbarkeit
„Der Zweifel gehört zur echten Fruchtbarkeit, man muß durch ihn hindurch, es geht kein anderer Weg als dieser gefahrvolle in die große Gewißheit.“
„Hesiod berichtet von Zeiten großen Überflusses, in denen ein Tag der Arbeit für ein Jahr der Ernte ausreichte. Auch in dieser Hinsicht nähert sich die Steinzeit am ersten dem Goldenen Zeitalter. Das beruht nicht auf der geringeren Zahl derMenschen, bei der ein größerer Anteil am Segen der Erde auf den Einzelnen entfiel. Die geringe Zahl gehört allerdings zum Bilde des Zeitalters, wie zu dem des unserendie Milliardenbevölkerung. Es beruht auch nicht auf dem besseren Klima und seiner Fruchtbarkeit. Wohl dürfen wir hier an Gewächse denken wie an den Brotbaum Polynesiens, der eine Familie ernährt, an die Banane, Musa paradisiaca, deren Früchte von den Entdeckern auch Adams- oder Paradiesfeigen genannt wurden, auch an den Mais mit seiner Riesenähre – an Zeugen eines reicheren Wachstums, die wie Zweige über die Mauer eines alten Gartens in unsere Zeit hereinragen. Wir müssen aber auch die unerschöpflichen Herden an den waldlosen Rändern der großen Vereisungen dazurechnen. Auch sie ragen in die Gegenwart hinein, als die gewaltigen Büffelherden der nordamerikanischen Prärien, die Rentierherdender Tundren und die Vogelberge der Arktis; dazu passen die Ströme, in denen der Lachs Rücken an Rücken steht.“
„Ganz sichtbar bewegen wir uns aus den Nationalstaaten, ja aus den Großräumen heraus zu planetarischen Ordnungen. Diese sind durch Verträge zu erreichen, falls nur die Partner den Willen dazu haben, wie es vor allem eine Lockerung der Souveränitätsansprüche zu erweisen hätte – denn im Verzicht verbirgt sich die Fruchtbarkeit. Es gibt Ideen, und es gibt auch Tatsachen, auf denen ein großer Friede errichtet werden kann. Das setzt voraus, daß man die Grenzen achtet; Annektion von Provinzen, Bevölkerungsabschub, Errichtung von Korridoren und Trennung nach Breitengraden verewigen die Gewalt. Es ist daher ein Vorteil, daß es zum Frieden noch nicht gediehen ist und damit das Ungeheuerliche noch der Sanktion entbehrt.“
„Jede wirkliche Führung bezieht sich auf diese Wahrheit: sie weiß den Menschen an einen Punkt zu bringen, an dem er die Wirklichkeit erkennt. Das wird vor allem deutlich, wenn Lehre und Beispiel sich vereinen – wenn der Bezwinger der Furcht das Todesreich betritt, wie man es an Christus als höchstem Stifter sieht. Das Weizenkorn, indem es starb, hat nicht nur tausendfältig, es hat unendlich Frucht gebracht. Hier wurde der Überfluß der Welt berührt, auf den sich jede Zeugung als zugleich zeitliches und zeitbezwingendes Symbol bezieht. Dem folgten nicht nur die Märtyrer, die stärker waren als die Stoa, stärker als die Cäsaren, stärker als jene Hunderttausend, die sie in die Arena einschlossen. Dem folgten auch die Ungezählten, die in der Zuversicht gestorben sind. Das wirkt noch heute weit zwingender, als es der erste Blick erkennt. Auch wenn die Dome stürzen, bleibt ein Wissen, ein Erbteil in den Herzen und unterhöhlt wie Katakomben die Paläste der Zwingherrschaft. Aus diesem Grunde schon darf man gewiß sein, daß die reine und nach antiken Vorbildern geübte Gewalt nicht auf die Dauer triumphieren kann. Es wurde mit diesem Blute Substanz in die Geschichte eingeführt, und daher zählen wir immer noch mit Recht von diesem Datum ab als von der Zeitwende. Hier herrscht die volle Fruchtbarkeit der Theogonien, mythische Zeugungskraft. Das Opfer wird auf zahllosen Altären wiederholt.“
„Die Wüste wächst: die fahlen und unfruchtbaren Ringe nehmen zu. Nun schwinden die sinnvollen Vorfelder: die Gärten, von deren Früchten man sich arglos nährt, die Räume, die mit erprobten Werkzeugen ausgerüstet sind. Dann werden die Gesetze fragwürdig, die Geräte zweischneidig. Weh dem, der Wüsten birgt: wer nicht, und sei es auch nur in einer Zelle, von jener Ursubstanz mit sich führt, die immer wieder Fruchtbarkeit verbürgt.“
„Selbst in Epochen, in denen die Sprache zum Mittel von Technikern und Bürokraten herabgesunken ist und wo sie, um Frische vorzutäuschen, beim Rotwelsch Anleihen versucht, bleibt sie in ihrer ruhenden Macht ganz ungeschwächt. Das Graue, Verstaubte haftet nur ihrer Oberfläche an. Wer tiefer gräbt, erreicht in jeder Wüste die brunnenführende Schicht. Und mit den Wassern steigt neue Fruchtbarkeit herauf.“
„Was mir auf die Nerven ging: die Molche in jedem Tümpel, in jeder Eintagspfütze ein Gewimmel von Molchen – überhaupt diese Fortpflanzerei überall, es stinkt nach Fruchtbarkeit, nach blühender Verwesung.Wo man hinspuckt, keimt es!“
„Es gibt Epochen, in denen ein romantischer Vitalismus blüht, der den Triumph des Lebens über den Geist herbeiwünscht: Die magische Fruchtbarkeit der Erde und der Frau gilt als etwas Wunderbareres als die ausgeklügelten Unternehmungen des männlichen Geschlechts.“
„Trotz der fruchtbaren Kräfte, die die Frau durchdringen, bleibt der Mann ihr Herr, wie er Herr der fruchtbaren Erde ist. Sie ist dazu bestimmt, unterworfen, besessen, ausgebeutet zu werden wie die Natur, deren magische Fruchtbarkeit sie verkörpert.“
„Glaubt es mir – das Geheimnis, um die größte Fruchtbarkeit und den größten Genuß vom Dasein einzuernten, heisst: gefährlich leben.“