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Verwandt mit: freiheit
„Der Nutzen dieser beiden Stimmen für den Veranstalter ist ein doppelter: sie geben einmal den übrigen achtundneunzig Stimmen Kurs, indem sie bezeugen, daß jeder ihrerTräger sein Votum hätte abgeben können wie jene zwei Prozent. Damit gewinnt sein Ja an Wert, wird echt und vollgültig. Den Diktaturen ist der Nachweis wichtig, daß die Freiheit, Nein zu sagen, bei ihnen nicht ausgestorben ist. Darin liegt eines der größten Komplimente, die man der Freiheit machen kann.“
„Das heißt, daß diese Intelligenzform Merkmal einer Speziesänderung ist, nichtaber ihre Ursache. Sie ist ein zoologisches Kennzeichen, ist im Grunde unfrei und muß, wo sie herrschend wird, sei es als Technokratie, sei es als »biologischeWeltanschauung«, ihrer Natur nach als Widersacherin der Freiheit auftreten.“
„Inwiefern ist der Mensch für seine Evolution verantwortlich? Inwieweit kann erkontrollieren, ob, vor allem hinsichtlich der Freiheit, sein Fortschreiten ein Aufwärtsschreiten, ein Stillstand oder ein Rückschreiten ist? Und woran kann dieseVerantwortung sich heften inmitten der Einsamkeit der Wüste, im götterleeren Raum? Erwägungen, Hoffnungen, Befürchtungen, Konzepte dieser Art haben Nietzsche als ersten bewegt und heftig erschüttert; das war sein Schicksal, bleibt sein Verdienst. Die Verantwortung behielt er dem »höheren« Menschen vor.“
„Es erhebt sich nun die Frage, ob die Beleuchtung von Geschichtsvorgängen an der Zeitmauer, also von außergeschichtlichem Standort aus, die Idee eines solchen Fortschreitens nicht illusorisch macht. Diese Frage berührt einmal das Verhältnis von Schicksal und Freiheit, das immer wieder erwogen wurde in der Kontroverse,»ob die Sterne zwingend sind«. Sie berührt zum anderen das Verhältnis von Freiheit und Instinkt, das allzu häufig verwischt wird dadurch, daß man den Verstand als Vergleichsmittel nimmt. Unfreiheit ist möglich bei jedem Stande der Intelligenz.“
„Der Geschichtsphilosoph dagegen beschäftigt sich mit einem Reich, in dem die Zeit gerichtet abläuft; er muß die Freiheit auf die Zeit beziehen und auf die Art, inder sie sichtbar wird. Fortschreiten kann für ihn im wesentlichen nur ein Fortschreiten in der Freiheit sein. Das ist die große Evolution, die das rechtliche, politische, ökonomische Fortschreiten fundiert. Der Freiheit folgen Freiheiten.“
„Der Frage des Fortschrittes gegenüber nimmt der Metaphysiker eine andere Haltung ein als der Geschichtsphilosoph. Metaphysisch gesehen, bleibt die Potenz des Kosmos ein und dieselbe; kein Vor- oder Rückschreiten, kein Auf- oder Untergang verändert sie. Sein Wert bleibt stets der gleiche; er ruht in sich. Auch die Freiheit ist ewig und unzerstörbar, gleichviel ob sie in der Zeit sichtbar wird oder nicht. Dort wird sie stets hinfällig sein.“
„Geistige Freiheit wird nicht gewährt; sie ist vorhanden oder fehlt. Geistige Freiheit wird auch nicht gefordert, sondern sie wird bewiesen, und davon lebt die Welt. Nichts ist einfacher als dieser Nachweis, doch auch nichts schwieriger. Was jeder könnte, wer vermags?“
„Andererseits ist die Wahrung der Freiheit menschliche Aufgabe. Sie geht, da sie das Humane stärker kennzeichnet als die Staatenbildung, der Wahrung des Staates voran. Nicht der Staat kann daher die Freiheit garantieren, sondern nur der Mensch selbst. Das schließt nicht aus, daß er sich auch des Staates in dieser Absicht bedient.“
„Die Bildungsprinzipien wiederholen sich, wenn sie einmal mit dem Leben verknüpft waren. Sie schweben als Keime, als Möglichkeiten in seinem ungesonderten Fluß. So erklären sich die stets wiederholten Ansätze zur Staatenbildung von den Coelenteraten, ja von den Urtieren an. Freiheit im geistigen Sinne trat erst mit dem Menschen in den Fluß des Lebens ein. Von nun an kann auch die Freiheit nichtverloren gehen. In dieser Hinsicht dürfen wir Hegel zustimmen.“
„Geistige Freiheit kennzeichnet die Menschenart. Man findet sie bei ihr allein. Politisches Wesen, Staatenbildung dagegen ist kein dem Menschen vorbehaltenes Kennzeichen. Der Mensch hat lange ohne Staaten gelebt und wird vielleicht wiederdazu fähig sein. Die Fähigkeit zur Staatenbildung ist an einem gewissen Punkte seiner Entwicklung an ihn als Bildungsprinzip herangetragen worden, so wie das auch bei anderen Spezies geschehen ist.“
„Der Mensch als Spezies bewegt sich in der unsichtbaren Masse des Eisberges, determiniert, instinkthaft, wobei im Sinne der Determination auch die Intelligenz, selbst in ihren schärfsten Ausprägungen, zu den Instinkten zählt. Um das paradox zur Anschauung zu bringen, hat Dostojewski seinen »Idioten« zur Darstellung des höheren Typus gewählt. Die Intelligenz kann Freiheit, die viel tiefer und höherwohnt, nicht schaffen, wohl aber ihr Arsenal füllen.“
„Wie bei den staatenbildenden Tieren einige für alle Geschlechttragen, so haben einige für viele Freiheit im Menschenstand. Sokrates war nicht für sich allein frei; seine Freiheit wirkte für viele und wirkt bis heute nach.“
„Das Gemeinsame dieser Verwahrungen liegt darin, daß der musische Mensch aus der ihm eingeborenen Freiheit heraus gegen die reine Anwendung des logischen Kalküls Einspruch erhebt, wobei er sich eines starken wissenschaftlichen Rüstzeuges bedient. Hinzu kommt, was beim Kalkül vermißt wird: die Wahrnehmung des Verlustes und seine Wertung vom musischen, metaphysischen oder theologischen Standort aus.“
„Während der Revolutionen wird die Freiheit geringer; der Schub konsumiert. Zunächst war Freiheit als Ziel gemeint. Dann beschleunigt sich die Entwicklung auf schmalerer Bahn, macht jähe Wendungen. Das sind die Kurven, in denen dieLiberalen abspringen. Das Ziel ist stets ein anderes als das gemeinte; in ihm realisieren sich tiefere als die politischen Absichten. Nun verblassen die konstituierenden Elemente; die Konstitution tritt hervor. Die beweglichen, verändernden Kräfte werden schwächer; eine neue Harmonie wird gewonnen, ein neues Gleichgewicht stellt sich her. Dabei können die sich bildenden Typen den überwundenen recht ähnlich sein. Das führt zu, oft verblüffenden, Wiederholungen innerhalb der Stufungen, zu einerAuffrischung alter Prinzipien. Das wiederum ist die Strecke, auf der die Revolutionäre abspringen oder die Revolution ihre Kinder verschlingt.“
„Diese Geschichtswahrung ist das große Thema der abendländischen Kultur. Das unterscheidet sie von allen anderen. Ihr gegenüber wird die Streitfrage, ob Geschichte als Staaten- und Kriegs- oder als Kulturgeschichte im engeren Sinn behandelt werden sollte, zweiten Ranges – das Wesentliche ist die Wahrung eines eigentümlichen Nomos, eines So-Seins, das sich in der Kultur bestätigt, im Kampf verteidigt wird. Es ist die Würde des historischen Menschen, die sich gegen Naturgewalten und Barbarenvölker einerseits, gegen die Wiederkehr mythischer und magischer Mächte andererseits zu behaupten sucht. Diese Würde ist eigentümlich; Bewußtheit, Freiheit, Recht, Personalität durchdringen sich in ihr auf besondere Weise oder strahlen von ihr aus als von einem Urphänomen. Sie bestimmt den Gang der schaffenden und handelnden Menschen, der »Großen«, der Vorbilder in Werken und Taten, und sie begrenzt, was dem leidenden Menschen zugemutet werden darf. Dieses Maß und dieses Maßhalten wird oft verletzt, wird oft vergessen, aber es zieht sich als Höhenlinie, als Maßstab der Menschen und Dinge durch das Massiv des Geschehens, und auch die große Geschichtschreibung setzt sich auf dieser Gratlinie fort.“
„Aus der Welt verschwindet mit den historischen Bindungen und Landschaften auch das Verhalten, das sich nach geschichtlichen Vorbildern beurteilen und prognostizieren läßt. Daher beginnen auch Wörter trügerisch zu werden, die zum eisernen Bestand des geschichtlichen Handelns und der Verträge gehörten, wie »Krieg« und »Frieden«, »Volk«, »Staat«, »Familie«, »Freiheit«,»Recht«.“
„Die Zähmung des Menschen wiederholt sich in den Einzelnen. Das Kind lebt noch im Märchen, im alten Überfluß. Der Knabe tritt in das heroische Zeitalter ein, das sich auch im Wechsel der Spiele, in seinen Plänen und seiner Lektüre abzeichnet. Wenn er davon träumt, auf See oder zu den Indianern zu gehen, wird eine alte Sehnsucht, eine vorbabylonische Erinnerung in ihm wach. Hierher gehört auch die Anziehungskraft des Kriminalromans, dessen tragischer Held nicht der Polizist, sondern der Verbrecher ist. Viele Verbrechen junger Menschen, auch ökonomisch gefärbte, sind ihrem Sinn nach Protestakte. Daß auch der Verbrecher nicht Urfreiheit hat, sondern im Rahmen spielt, zeigt sich, wo er zur Macht gelangt. Da versteht er sich gut mit dem Staat. Es gibt nur eine Freiheit, die dem Schach bieten kann, die des Dichters, der daher auch keinen Platz im platonischen Staat findet.“
„Jenseits der Linie, jenseits der Zeitmauer kann als Freiheit empfunden werden, was heute als Zwang geduldet wird, und umgekehrt.“
„Das Hineinwirken des menschlichen Planes ist eigentlich ein Hinauswirken; es ist ein Mit- und Gegenspiel, in dem auch das gewaltige Schauspiel der Freiheit sich ausdrückt, das Hegel auf geniale Weise durchdrungen hat. Diese Freiheit beruht auf der Vorgabe eines mächtigen Schachspielers: er verzichtet auf die stärkste Figur.“
„Wir stehen in einem Prozeß, durch denden allgemeinen Prinzipien Richtung gegeben wird und in dem die »Freiheit wovon« sich wandelt in eine »Freiheit wozu«. In diesem Zusammenhange erscheint der Sozialismus als die Voraussetzung einer schärfsten autoritären Gliederung und der Nationalismus als die Voraussetzung für Aufgaben von imperialem Rang.“
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