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„Der Hinweis auf den Bauern gab mir insofern zu denken, als er Spenglers System und dessen Grundzügen widersprach. Jedes – imp~rialistische Wollen muß sich wohl oder übel mit der Aufopferung des Bauernstandes abfinden. Weltmacht verwirklicht sich auf dessen Kosten, wie man es in Rom und England erfahren hat und heute nicht nur in Rußland erfährt, sondern, der Entwicklung zum Weltstaat gemäß, auch in den entferntesten Winkeln der Erde, in jedem Hof und jeder Eingeborenenhütte, an jedem Pflug und jedem Pferd.“
„Wenn Overbeck sagte: »Nietzsche ist als Gelehrter gar nicht ernst zu nehmen, als Denker gar sehr«, so war das kritisch gemeint. Es ist aber das Beste, was man von einem Geist sagen kann, der sich nicht von den Texten, sondern aus der Quelle nährt. Entweder bleibt der Philosoph auf der Grundlinie des Denkens, von der auch die stärksten Entwicklungen der Wissenschaften nur Seitentriebe sind, oder er degradiert sich zum bloßen Handlanger von Banausen, zuletzt auch der politischen Freibeuter. Durch bloßes Wissen hält keiner stand.“
„Geistige Freiheit kennzeichnet die Menschenart. Man findet sie bei ihr allein. Politisches Wesen, Staatenbildung dagegen ist kein dem Menschen vorbehaltenes Kennzeichen. Der Mensch hat lange ohne Staaten gelebt und wird vielleicht wiederdazu fähig sein. Die Fähigkeit zur Staatenbildung ist an einem gewissen Punkte seiner Entwicklung an ihn als Bildungsprinzip herangetragen worden, so wie das auch bei anderen Spezies geschehen ist.“
„Während der Revolutionen wird die Freiheit geringer; der Schub konsumiert. Zunächst war Freiheit als Ziel gemeint. Dann beschleunigt sich die Entwicklung auf schmalerer Bahn, macht jähe Wendungen. Das sind die Kurven, in denen dieLiberalen abspringen. Das Ziel ist stets ein anderes als das gemeinte; in ihm realisieren sich tiefere als die politischen Absichten. Nun verblassen die konstituierenden Elemente; die Konstitution tritt hervor. Die beweglichen, verändernden Kräfte werden schwächer; eine neue Harmonie wird gewonnen, ein neues Gleichgewicht stellt sich her. Dabei können die sich bildenden Typen den überwundenen recht ähnlich sein. Das führt zu, oft verblüffenden, Wiederholungen innerhalb der Stufungen, zu einerAuffrischung alter Prinzipien. Das wiederum ist die Strecke, auf der die Revolutionäre abspringen oder die Revolution ihre Kinder verschlingt.“
„Zu den Verdiensten Spenglers gehört, daß er eine Generation vom Vorurteil der Einmaligkeit, der Einzigartigkeit ihrer historischen Erscheinung und ihrer historischen Lage befreit hat, von jener Vorstellung des Niedagewesenen, wie sie besonders mit der Entwicklung der Technik und ihren überraschenden Phänomenen verbunden war.“
„Der Anspruch auf den Vater geht den Ansprüchen an den Vater voraus. Dieser Anspruch bestand nicht nur dem Recht, sondern auch der Natur nach; die Stoiker haben das gut zum Ausdruck gebracht, indem sie sagten, daß die Natur verpflichtet sei, uns einen Vater zu geben – ob einen guten oder schlechten, das gehe bereits über ihre Verpflichtung und unsere Ansprüche hinaus. Im vorliegenden Falle geht es weder um einen guten noch um einen schlechten, weder um einen legitimen noch um einen illegitimen, sondern um den Vater und seine Zeugung überhaupt. Daher können auch weder moralische noch juristische Erwägungen das Novum befriedigend angreifen. Der Entscheidung bietet sich keine neue Moral- oder Rechts-, sondern eine neue Menschenkategorie dar, ein neuer Stand, dessen Entwicklung problematisch ist. Sie kann aber auch nicht auf diesen Stand beschränkt bleiben. Sein Erscheinen gehört vielmehr zu den sichtbaren Zeichen dafür, daß der Mensch als solcher in eine neue Phase eintritt, in eine Phase, in der nicht nur sein Recht, sondern auch seine Natur sich ändert und in der auch der Anspruch auf den Vater nicht mehr zu seinen natürlichen Voraussetzungen gehört – sei es, daß er sich seiner im Rahmen des Planes und seiner Willensfreiheit entäußert, sei es, daß zwingende Gesetze mitwirken.“
„Nicht nur hat jedes Licht seinen Schatten, sondern jeder Schatten hat auch sein Licht. Wir leben in einer Zeit großer Spannungen, aber gemeinsamer Tendenz. Diese Spannungen haben zwar ihre Geschichte, erklären sich aber nicht durch die Geschichte allein, gleichviel ob man sie in ihrer geistigen, politischen oder technischen Entwicklung zurückverfolgt.“
„Diese Rangordnung offenbart sich, indem Ursache und Wirkung nur an der geprägten Form zu begreifen ist, während diese Formen an und für sich bestehen, gleichviel welche Erklärung man ihnen geben, welche Perspektive ihrer Betrachtung man aufsuchen mag. Ohne Zweifel ist jene Anschauung, über welche der naturwissenschaftliche Dünkel sich weit zu erheben glaubte, die Anschauung nämlich, daß jede Form ihren Ursprung einem besonderen Schöpfungsakte (hinter der Lehre von den Mutationen verbirgt sich übrigens eine der Wiederentdeckungen des Wunders durch die moderne Wissenschaft) verdankt, der natürlichen Wirklichkeit weit angemessener als die mechanische Entwicklungstheorie, die für ein Jahrhundert das Wissen von der »lebenden Entwicklung« verdrängte, das unter Entwicklung die Projektion von Urbildern in den der Wahrnehmung zugänglichen Raum verstand.“
„Der Sozialismus und der Nationalismus als allgemeine Prinzipien sind, wie gesagt, zugleich nachholender und vorbereitender Natur. Dort, wo der menschlicheGeist sie für verwirklicht hält, deutet sich der Abschluß eines Zeitalters an, aber sogleich wird offenbar, daß dieser Abschluß neue Aufgaben, neue Gefahren, neue Möglichkeiten des Aufmarsches in sich enthält. In allen großen Ereignissenunserer Zeit verbergen sich sowohl die Endpunkte von Entwicklungen wie die Anfangspunkte neuer Ordnungen. Dies gilt auch für den Weltkrieg als das umfassendste und einschneidendste dieser Ereignisse.“
„Das ist ein wichtiger Unterschied. Er nähert die Fragenden Verhören an. Man wird das an der Entwicklung verfolgen können, die vom Wahlzettel zum Fragebogen führt. Der Wahlzettel zielt auf die Feststellung reiner Zahlenverhältnisse und deren Auswertung. Er soll den Willen des Wählers ermitteln, und der Wahlvorgang ist dahin ausgerichtet, daß dieser Wille rein und ohne fremde Einflüsse zur Darstellung gelangt. Die Wahl wird daher auch von einem Gefühl der Sicherheit, ja selbst der Macht begleitet, wie es den freien, im Rechtsraum abgegebenen Willensakt auszeichnet.“
„Wenn man den Staat als die Institution der Institutionen betrachtet, so braucht er deswegen nicht die machina machinarum zu sein. Die technische Entwicklung ist auf den Staat nicht angewiesen, vor allem, wenn sie von der Rüstung entlastet wird.“
„Die Revolutionen künden sich in den Sternen an. Das war längst so, ehe Menschen die Erde bewohnt haben. Dort sind die Maßstäbe zur Einteilung der Weltzeit, vom flüchtigen Augenblick bis zu den Lichtjahren. Daher deuten sich die tiefsten Veränderungen der menschlichen Ordnung in der Sternkunde an. Der Blick auf den gestirnten Himmel wirft die erste, die unsichtbare Bahn. Dem folgen die Erscheinungen. Die Moderne beginnt und endet mit der kopernikanischen Revolution. Jeder neue Blick auf das All hat einen metaphysischen Hintergrund. Das All und das Auge verändern sich gleichzeitig. Das gilt auch nach der Erfindung der Fernrohre und innerhalb komplizierter Berechnungen. In die Erfassung großer Zeitalter teilen sich heute Geschichte und Naturgeschichte, ohne uns zu befriedigen, obwohl ihnen nicht nur eine Fülle neuen Materials, sondern auch neuer Meßgeräte und Uhren zur Verfügung steht. Die Einteilung läßt sich auf eine Gerade oder auf einen Kreis abtragen, je nachdem, ob ein lineares oder ein zyklisches System angenommen wird. Eine Verbindung von beiden gibt die Spirale, in der die Entwicklung sich sowohl fortbewegt als auch wiederkehrt, wenngleich auf verschiedenen Ebenen. Es scheint, daß zyklische Systeme dem Geist gemäßer sind. Wir bauen auch die Uhren rund, obwohl kein logischer Zwang dazu besteht. Auch Katastrophen werden als wiederkehrend angenommen, so Fluten und Verwüstung, Feuer und Eiszeiten. Das periodische Wachsen und Schwinden der weißen Kappen hat etwas Pulsierendes. Man hat den Eindruck, daß es noch einer kleinen Änderung bedürfte, und ein indisches Philosophem würde konzipiert.“
„Hieraus erklären sich sowohl die Unterbrechungen des Fortschrittes und seiner berechenbaren Bahnen als auch die Tatsache, daß in der Lebensgeschichte der Einzelnen und der Völker oft Extreme sich ablösen, ja herausfordern. In dieser Hinsicht ist die Entwicklung reich an Überraschungen und spottet der Voraussagen. Wer hätte etwa geahnt, daß gerade China, das Land des Tao und des konfuzianischen Familienkultes, der Monotonie der Arbeitswelt mit einem Furor Opfer bringen würde, der im Westen seinesgleichen sucht?“
„Der klassische Darwinismus zählt zu den linearen Systemen, doch dringen zyklische Vorstellungen in ihn ein. Die Darstellung der dürren Stammbäume in den Lehrbüchern beginnt sich zu belauben, nimmt Busch- und Kugelformen an. Das »biogenetische Grundgesetz« ist als Beleg des linear aufsteigenden Fortschreitens gedacht. Es läßt sich ebensogut als Wiederholung und Wiedervollzug des Schöpfungsgedankens im Einzelnen auffassen und als Dienst, den die gesamte Natur, ja das Universum selbst, an seiner Bildung zu leisten hat. Das große Theater kreist um ihn herum. Mit jedem Menschen wird die Welt neu konzipiert. In der Entwicklung der Tierstämme herrscht über dem lückenlosen Fortfließen des Bios die Wiederkehr von Bildungselementen, die von der Verwandtschaft unabhängig sind: der ideale Eingriff formender Prinzipien. Jeder der großen Stämme bildet in sich fliegende, schwimmende, landbewohnende Wesen aus, Parasiten und Nachahmer, Raubtiere und Pflanzenfresser, und es ist erstaunlich, welche Ähnlichkeit von Form und Wesen bei größter Fremdheit der Blutlinien auftreten kann. Ein Saurier lebt als Vogel, eine Eule nach Art des Murmeltiers. Wenn man »den Fisch« nicht mehr als eine Art Stafettenläufer im anatomischen System, sondern als Lebensform und -schicksal auffaßt, kann man sagen, daß es Würmer, Schlangen, Saurier, Vögel, Säugetiere und auch Menschen gibt, die Fische sind. Das setzt eine geringfügige Verschiebung der Optik voraus, die eintreten könnte, wenn der Nominalismusstreit in eine neue Instanz getrieben würde, worauf Anzeichen hinweisen. Es gibt viele mögliche Natursysteme neben, außer und über dem unseren.“
„Spenglers Verdienst liegt darin, daß er den großen Gedanken der Entwicklung, wie Herder und Goethe sie verstanden, auf sein Geschichtsbild anwendet, und das zu einem Zeitpunkt, an dem dieser Gedanke durch Mißverständnis und Verflachung der Hegelschen Geschichtsphilosophie nicht nur im historischen Selbstbewußtsein der Gebildeten, sondern bis in die politische Praxis hinein zu einer Art von optimistischem Religionsersatz vereinfacht worden war. Demgegenüber ist Spenglers Geschichtsbild, vor allem hinsichtlich der Kulturprognose, mit Recht pessimistisch. Es führt von der Vorstellung der linearen und eo ipso aufsteigenden Entwicklung zu zyklischen Konfigurationen zurück. Dadurch übt es großen und wachsenden Einfluß aus.“
„Die beiden Gefühle Neid und Arroganz sind nur gegensätzliche Seiten desselben Schildes, aber unterschiedliche Entwicklungen desselben Geistes.“
„Der PC hat die Welt in fast allen Bereichen, die man sich vorstellen kann, verbessert. Erstaunliche Entwicklungen in den Bereichen Kommunikation, Zusammenarbeit und Effizienz. Neue Arten von Unterhaltung und Social Media. Zugang zu Informationen und die Fähigkeit, Menschen eine Stimme zu geben, die nie gehört worden wären.“
„Ich denke, der Demonstrant ist eine sehr mächtige Sache. Er ist im Grunde genommen ein Mechanismus der Demokratie, der zusammen mit dem Kapitalismus, der wissenschaftlichen Innovation die moderne Welt aufgebaut hat. Und es ist wunderbar, dass die neuen Werkzeuge diesen Demonstranten gestärkt haben, damit Staatsgeheimnisse und schlechte Entwicklungen nicht mehr versteckt werden.“
„Volksvertretungen sind kein Luxus. Wenn aber Gemeinschaften, bei denen es um die Lebenserhaltung der europäischen Völker geht, sich in ihren parlamentarischen Rechten selber einschränken lassen, dann muß ich sagen: schade um diese Entwicklung.“
„Mitglieder und Freunde der SPD müssen sich darüber klar sein, daß es in Deutschland aufgrund der ganzen Entwicklung und auch wegen der Spaltung einen vollen Erfolg der SPD nur dann geben wird, wenn viele gesellschaftliche Vorurteile und Vorbehalte überwunden werden, die leider auch zum Teil durch die Diskreditierung dessen, was mit dem Begriff Sozialismus auf der anderen Seite Deutschlands geschieht, immer wieder neue Nahrung finden.“
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