Spiele
Alle Emojis
Zitate
Blog
Startseite
»
bewegung
»
Seite 3
Verwandt mit: bewegung
„Die revolutionären Mittel, die der Arbeiter legitimiert, sind bedeutender als abstrakt-geistige Mittel: sie sind gegenständlicher Art. Die Aufgabe des Arbeiters besteht in der Legitimation der technischen Mittel, durch die die Welt mobilisiert, das heißt, in den Zustand einer uferlosen Bewegung versetzt worden ist. Das reine Vorhandensein dieser Mittel steht zum bürgerlichen Freiheitsbegriff und den ihm angemessenen Lebensformen in einem wachsenden Gegensatz; es erfordert die Bändigung durch eine ihrer Sprache gewachsene Kraft. Wir haben es hier mit einer jener großen stofflichen Revolutionen zu tun, die mit dem Auftreten von Rassen zusammenfallen, denen der Zauber neuer Mittel wie der Bronze, des Eisens, des Pferdes, des Segels zur Verfügung steht. Ebenso wie das Pferd erst durch den Ritter, das Eisen durch den Schmied, das Schiff durch jene »dreifach mit Erz gepanzerte Brust« ihre Bedeutung gewinnen, so tritt auch der Sinn, die Metaphysik des technischen Instrumentariums erst dann hervor, wenn die Rasse des Arbeiters alsdie ihm zugeordnete Größe erscheint.“
„Man besitzt Macht, insofern man über motorische Energie verfügt – letzten Endes ist bereits der Wille zur Macht eine hinreichende Legitimation. Ebenso sind die Symbole, auf die man in millionenfacher Wiederholung stößt, Ausdruck einer Bewegungssprache, so der Flügel, die Welle, die Schraube, das Rad. Dieser Prozeß mündet aus in die reine Bewegung der selbständig gewordenen Teile, also in dieAnarchie, oder er wird eingefangen und gegliedert durch Mächte statischer Art.“
„An diesen Symptomen fällt auf den ersten Blick ein Hauptkennzeichen auf, das sich als das der Reduktion bezeichnen läßt. Die nihilistische Welt ist ihrem Wesen nach eine reduzierte und weiter sich reduzierende, wie das notwendig der Bewegung zum Nullpunkt hin entspricht. Das in ihr herrschende Grundgefühl ist das der Reduktion und des Reduziertwerdens. Dagegen kommt die Romantik nicht mehr an, bringt nur einEchoder entschwundenen Wirklichkeit hervor. Der überfluß versiegt; der Mensch empfindet sich als Ausgebeuteter in mannigfachen und nicht nur ökonomischen Beziehungen.“
„Der eigentliche Wert einer solchen Bewegung, einer solchen Beunruhigung liegt nicht darin, daß sie »stimmt«. Er liegt vielmehr darin, daß Geisteskräfte ins Treffen geführt werden, die lange brachgelegen haben, ja weithin verkümmert sind und deren Absterben den Planeten zu veröden droht.“
„Die konservative Haltung, in ihren Vertretern der Achtung, ja oft Bewunderung würdig, vermag die wachsende Bewegung nicht mehr aufzufangen und abzudämmen, wie das noch nach dem ersten Weltkriege möglich schien.“
„Im Waldgang betrachten wir die Freiheit des Einzelnen in dieser Welt. Dazu ist auch die Schwierigkeit, ja das Verdienst zu schildern, das darin liegt, in dieser Welt ein Einzelner zu sein. Daß sie sich, und zwar notwendig, verändert hat und noch verändert, wird nicht bestritten, doch damit verändert sich auch die Freiheit, zwar nicht in ihrem Wesen, wohl aber in der Form. Wir leben im Zeitalter des Arbeiters; die These wird inzwischen deutlicher geworden sein. Der Waldgang schafft innerhalb dieser Ordnung die Bewegung, die sie von den zoologischen Gebilden trennt. Er ist weder ein liberaler noch ein romantischer Akt, sondern der Spielraum kleiner Eliten, die sowohl wissen, was die Zeit verlangt, als auchnoch etwas mehr.“
„Der zweite Vorteil unserer zwei Prozent liegt darin, daß sie die ununterbrochene Bewegung unterhalten, auf welche die Diktaturen angewiesen sind. Aus diesem Grunde pflegen sie sich immer noch als »Partei« zu geben, obwohl das sinnlos ist. Mit hundert Prozenten wäre das Ideal erreicht. Das würde die Gefahren mit sich bringen, die mit jeder Erfüllung verbunden sind. Man kann auch auf dem Lorbeer des Bürgerkrieges einschlafen. Beim Anblick jeder großen Fraternisierung muß man sich fragen: wo steht der Feind? SolcheZusammenschlüsse sind zugleich Ausschlüsse — Ausschlüsse eines Dritten und Verhaßten, der dennoch unentbehrlich ist. Die Propaganda ist auf einen Zustand angewiesen, in dem der Staatsfeind, der Klassenfeind, der Volksfeind zwar durchaus aufs Haupt geschlagen und schon fast lächerlich geworden, doch immerhin noch nicht ganz ausgestorben ist.“
„Dem Unterschiede der angewandten Mittel entspricht der Unterschied in der Einrichtung und Besitzergreifung der eroberten Welt. Für den Bürger vollzieht sich dieser Vorgang in der geistigen Konstruktion von Verfassungen, in denen dieselbe Vernunft, die die alte Gesellschaft zerstörte, als Fundament und Grundmaß einer neuen erscheint. Für den Arbeiter stellt sich die entsprechende Aufgabe dar als die organische Konstruktion der in eine uferlose Bewegung geratenen Massen und Energien, die der Zersetzungsprozeß der bürgerlichen Gesellschaft hinterlassen hat. Der Rahmen, in den die Freiheit des Handelns eingeschlossen wird, ist hier nicht mehr die bürgerliche Verfassung, sondern der Arbeitsplan. Wie der Bürger zunächst den absoluten Staat als Feld der Tätigkeit vorfindet, so vollziehen sich die ersten Bewegungen des Arbeiters innerhalb der Grenzen der nationalen Demokratie, deren Mittel den beiden Trägern der bürgerlichen Gesellschaft, also dem Individuum und der Masse, zu entwinden sind.“
„Der Vorgang hat zwei Pole — einmal den des Ganzen, das, sich immer mächtiger gestaltend, fortschreitet durch jeden Widerstand. Hier ist vollendete Bewegung, imperiale Entfaltung, vollkommene Sicherheit. Am anderen Pole sehen wir den Einzelnen, leidend und schutzlos, in ebenso vollkommener Unsicherheit. Beides bedingt sich, denn die große Machtentfaltung lebt von der Furcht, und der Zwang wird dort besonders wirksam, wo die Empfindsamkeit gesteigert ist.“
„Inwiefern ist Freiheitwünschbar, ja überhaupt sinnvoll innerhalb unserer historischen Lage und ihrer Eigenart? Liegt denn nicht ein besonderes und leicht zu unterschätzendes Verdienst des Menschen dieser Zeit gerade darin, daß er in weitem Umfang auf Freiheit zu verzichten weiß? In vielem gleicht er einem Soldaten auf dem Marsche zu unbekannten Zielen oder dem Arbeiter an einem Palast, den andere bewohnen werden; und das ist nicht sein schlechtester Aspekt. Soll man ihn ablenken, solange die Bewegung im Gange ist?“
„Soviel in Kürze, da uns hier andere als politische Ideen beschäftigen. Es handelt sich vielmehr um die Gefährdung und um die Furcht des Einzelnen. Der gleiche Zwiespalt beschäftigt ja auch ihn. An sich belebt ihn der Wunsch, sich seinem Beruf und seiner Familie zu widmen, seinen Neigungen nachzugehen. Dann macht die Zeit sich geltend – sei es, daß die Bedingungen allmählich sich verschlechtern, sei es, daß er sich plötzlich von extremer Seite aus angegangen sieht. Enteignung, Zwangsarbeit und Schlimmeres tauchen in seinem Umkreis auf. Bald wird ihm deutlich, daß Neutralität mit Selbstmord gleichbedeutend wäre – hier heißt es, mit den Wölfen heulen oder gegen sie ins Feld ziehen. Wie findet er in solcher Bedrängnis ein Drittes, das nicht gänzlich in der Bewegung untergeht? Wohl nur in seiner Eigenschaft als Einzelner, in seinem menschlichen Sein, das unerschüttert bleibt. Es ist in solchen Lagen als großes Verdienst zu preisen, wenn die Kenntnis des rechten Weges nicht gänzlich verloren geht.“
„Gut, wenn die Kirche Oasen schaffen kann. Besser, wenn sich der Mensch auch damit nicht beruhigt. Die Kirche kann Assistenz geben, nicht Existenz. Auch hier sind wir, institutionell gesehen, noch auf dem Schiff, noch in Bewegung; die Ruhe ist im Wald. Im Menschen fällt die Entscheidung; niemand kann sie ihm abnehmen.“
„Die Bildung von Großräumen und vor allem ihr wachsender Bürgerkriegscharakter weist daruf hin, daß es sich nicht mehr um Bewegungen von Nationalstaaten handelt, sondern um die Vorbereitung einer umfassenden Einheit, innerhalb deren dann wiederum ein größerer Schutz und freieres Leben der Völker und Vaterländer zu erwarten ist.“
„In diesem Sinne ist das Eigentum existentiell, am Träger haftend und unablösbar verknüpft mit seinem Sein. Wie die »unsichtbare Harmonie bedeutender ist als die sichtbare«, so ist auch dieses unsichtbare Eigentum das wirkliche. Besitz und Güter werden fragwürdig, wenn sie nicht in dieser Schicht verwurzelt sind. Das wurde deutlich gemacht. Die ökonomischen Bewegungen scheinen gegen das Eigentum gerichtet; sie stellen in Wahrheit die Eigentümer fest. Auch das ist eine Frage, die immer von neuern aufgeworfen und immer wieder beantwortet wird.“
„Deutschland ist heute reich an Enterbten und Entrechteten; es ist an ihnen das reichste Land der Welt. Das ist ein Reichtum, der gut oder schlecht verwendet werden kann. Jeder Bewegung, die sich auf die Enterbten stützt, wohnt große Stoßkraft inne; zugleich ist zu befürchten, daß sie nur zu einer anderen Verteilung des Unrechts führt. Das würde die Schraube ohne Ende sein. Dem Bann der reinen Gewalt wird nur entrinnen, wer ethisch im Bau der Welt ein neues Stockwerk gewinnt.“
„Ebenso lassen sich über das Schicksal eines Schwarmes mit größerer Sicherheit Voraussagen treffen als über das der Geschöpfe, die ihn bilden; ihre kleinen Bewegungen verschwinden in den größeren Abläufen. Über das Schicksal eines Herings, eines Maikäfers pflegen wir kaum nachzusinnen, obwohl das Auftreten der Art in der Schwarmzeit selbst den Kindern zu denken gibt.“
„Die Deutungen der Astrologie, die ins Große gehen, erscheinen zwingender als die horoskopische Beurteilung der Individuen. So sind auch die großen Bewegungen im Kosmos, die Bahnen der Sonnen, Monde und Planeten berechenbarer als der Weg des Einzelnen.“
„Die Technik ist vielmehr die Art und Weise, in der die Gestalt des Arbeiters die Welt mobilisiert und revolutioniert. So kommt es, daß auf der einen Seite die Mobilisierung der Nation mehr und andersartige Kräfte in Bewegung setzt, als in ihrer Absicht liegt, während auf der anderen die entwaffnete mit Notwendigkeit in jene gefährlichen und unberechenbaren Räume zurückgedrängt wird, in denen sich in chaotischer Lagerung das revolutionäre Rüstzeug verbirgt. Esgibt aber heute nur einen wirklich revolutionären Raum: er wird durch die Gestalt des Arbeiters bestimmt.“
„Zu unseren großen Fragen gehört auch diese: ob im So-Sein oder im Gleichsein das Glück liege. Sie wird ununterbrochen beantwortet, aber nie gelöst werden. Es handelt sich um eine jener geistigen Bewegungen, die sich wellenförmig fortpflanzen. Die Frage beginnt gerade dann von neuem anzusetzen, wenn ihre Lösung gelungen scheint.“
„Wie die Gegenreformation in ihrem Wesen der Reformation entsprach und durch sie gekräftigt wurde, so ist eine geistige Bewegung denkbar, die sich den Nihilismus als Feld sucht und sich an ihn anlegt, als Spiegelbild im Sein.“
Vorherige
1
2
3
4
…
6
Nächste