„Die Revolutionen künden sich in den Sternen an. Das war längst so, ehe Menschen die Erde bewohnt haben. Dort sind die Maßstäbe zur Einteilung der Weltzeit, vom flüchtigen Augenblick bis zu den Lichtjahren. Daher deuten sich die tiefsten Veränderungen der menschlichen Ordnung in der Sternkunde an. Der Blick auf den gestirnten Himmel wirft die erste, die unsichtbare Bahn. Dem folgen die Erscheinungen. Die Moderne beginnt und endet mit der kopernikanischen Revolution. Jeder neue Blick auf das All hat einen metaphysischen Hintergrund. Das All und das Auge verändern sich gleichzeitig. Das gilt auch nach der Erfindung der Fernrohre und innerhalb komplizierter Berechnungen. In die Erfassung großer Zeitalter teilen sich heute Geschichte und Naturgeschichte, ohne uns zu befriedigen, obwohl ihnen nicht nur eine Fülle neuen Materials, sondern auch neuer Meßgeräte und Uhren zur Verfügung steht. Die Einteilung läßt sich auf eine Gerade oder auf einen Kreis abtragen, je nachdem, ob ein lineares oder ein zyklisches System angenommen wird. Eine Verbindung von beiden gibt die Spirale, in der die Entwicklung sich sowohl fortbewegt als auch wiederkehrt, wenngleich auf verschiedenen Ebenen. Es scheint, daß zyklische Systeme dem Geist gemäßer sind. Wir bauen auch die Uhren rund, obwohl kein logischer Zwang dazu besteht. Auch Katastrophen werden als wiederkehrend angenommen, so Fluten und Verwüstung, Feuer und Eiszeiten. Das periodische Wachsen und Schwinden der weißen Kappen hat etwas Pulsierendes. Man hat den Eindruck, daß es noch einer kleinen Änderung bedürfte, und ein indisches Philosophem würde konzipiert.“
„Bald sind sie allein auf der Tanzfläche, und Pierre führt seine Partnerin schon viel sicherer.“Was haben sie mir denn da vorgemacht?” sagt Ève. “Sie tanzen doch sehr gut.”“Das ist das erste Mal, dass man mir das sagt.”“Sie brauchten eben mich als Tänzerin.”“Ich glaube es fast …”Sie sehen sich an und tanzen eine Weile schweigend.“Sagen Sie”, fragte Pierre plötzlich, “was geht hier eigentlich vor? Vorhin dachte ich nur an meine Sorgen, und jetzt bin ich hier … Ich tanze und sehe nur Ihr Lächeln … Wenn das der Tod … wäre …”“Das?”“Ja. Mit Ihnen tanzen, immer, nichts sehen als Sie, alles andere vergessen …”“Ja, und?”“Der Tod wäre besser als das Leben. Finden sie nicht auch?”“Halten Sie mich fester”, haucht sie.Ihre Gesichter sind einander ganz nahe. Sie tanzen noch einen Augenblick weiter, und sie wiederholt:“Halten sie mich fester…”Plötzlich wird Pierres Gesicht traurig. Er hört auf zu tanzen, rückt ein wenig von Ève ab und murmelt:“Es ist ja alles Theater. Ich habe Ihre Taille nicht einmal berührt …”Ève begreift nun ebenfalls:“Wahrhaftig”, sagt sie langsam, “wir tanzen jeder für sich …”Sie bleiben voreinander stehen.Dann streckt Pierre die Hände aus, als wolle er sie auf die Schultern der jungen Frau legen, dann zieht er sie unwillig wieder zurück:“Mein Gott”, sagt er, “wie süß wäre es, Ihre Schultern zu berühren. Ich möchte so gerne Ihren Atem spüren, wenn Sie mich anlächeln. Aber auch das habe ich verpasst. Ich bin ihnen zu spät begegnet …”Ève legt Pierre die Hand auf die Schulter.Sie sieht ihn liebevoll an:“Ich gäbe meine Seele dafür hin, einen Augenblick lang wieder zu leben und mit Ihnen zu tanzen.”“Ihre Seele?”“Das ist alles, was wir noch besitzen.”Pierre nähert sich seiner Begleiterin und umfasst sie von neuem. Sie beginnen wieder zu tanzen, sehr zart, Wange an Wange, mit geschlossenen Augen.“