Spiele
Alle Emojis
Zitate
Blog
Startseite
»
Quote
»
Thomas Mann
»
Seite 2
Zitate
„Welch eine herrliche Gabe ist nicht die Phantasie, und welchen Genuß vermag sie zu gewähren!“
„Bei einem Volk von der Art des unsrigen”, trug ich vor, “ist das Seelische immer das Primäre und eigentlich Motivierende; die politische Aktion ist zweiter Ordnung, Reflex, Ausdruck, Instrument.“
„Aber für ihn war Musik – Musik, wenn es eben nur welche war, und gegen das Wort von Goethe: ‚Die Kunst beschäftigt sich mit dem Schweren und Guten‘ fand er einzuwenden, daß das Leichte auch schwer ist, wenn es gut ist, was es ebensowohl sein kann wie das Schwere. Davon ist etwas bei mir hängengeblieben, ich habe es von ihm. Allerdings habe ich ihn immer dahin verstanden, daß man sehr sattelfest sein muß im Schweren und Guten, um es so mit dem Leichten aufzunehmen.“
„Also Ruhe, Geduld, Mannszucht, messen, essen, liegen, abwarten und Tee trinken.“
„Und jenseits des Wegknies, zwischen Abhang und Bergwand, zwischen den rostig gefärbten Fichten, durch deren Zweige Sonnenlichter fielen, trug es sich zu und begab sich wunderbar, daß Hans Castorp, links von Joachim, die liebliche Kranke überholte, daß er mit männlichen Tritten an ihr vorüberging, und in dem Augenblick, da er sich rechts neben ihr befand, mit einer hutlosen Verneigung und einem mit halber Stimme gesprochenen ‚Guten Morgen‘ sie ehrerbietig (wieso eigentlich: ehrerbietig) begrüßte und Antwort von ihr empfing: mit freundlicher, nicht weiter erstaunter Kopfneigung dankte sie, sagte auch ihrerseits guten Morgen in seiner Sprache, wobei ihre Augen lächelten, – und das alles war etwas anderes, etwas gründlich und beseligend anderes als der Blick auf seinen Stiefel, es war ein Glücksfall und eine Wendung der Dinge zum Guten und Allerbesten, ganz beispielloser Art und fast die Fassungskraft überschreitend; es war die Erlösung.“
„Glück des Schriftstellers ist der Gedanke, der ganz Gefühl, ist das Gefühl, das ganz Gedanke zu werden vermag.“
„Am Schluß eines damals verfaßten, auch ins Englische übersetzten ‚Lebensabrisses‘ hatte ich im halb spielerischen Glauben an gewisse Symmetrien und Zahlenentsprechungen in meinem Leben die ziemlich bestimmte Vermutung geäußert, daß ich im Jahre 1945, siebzigjährig, im selben Alter also wie meine Mutter, das Zeitliche segnen würde. Das ins Auge gefaßte Jahr, sagte der Mann, sei so gut wie abgelaufen, ohne daß ich Wort gehalten hätte. Wie ich es vor der Öffentlichkeit rechtfertigen wolle, daß ich immer noch am Leben sei.“
„Es ist nur ärgerlich – wenn du es nicht erfreulich nennen willst -, dass es in der Musik – Wenigstens in der Musik – Dinge gibt, für die im ganzen Bereich der Sprache beim besten Willen kein wirklich charakterisierendes Beiwort, auch keine Kombination von Beiworten aufzutreiben ist. Ich habe mich dieser Tage damit geplagt, – du findest keine adäquate Bezeichnung für den Geist, die Haltung, die Gebärde dieses Themas. Denn es ist viel Gebärde darin. Tragisch-kühn? Trotzig, emphatisch, das Elanhafte ins Erhabene getrieben? Alles nicht gut. Und ‚herrlich‘! Ist natürlich nur eine alberne Kapitulation. Man landet zuletzt bei der sachlichen Vorschrift, dem Namen: Allegro appassionato, das ist noch das Beste.“
„Der Einzelfall ist nie gewöhnlich: das Allergewöhnlichste für den Gedanken und die Aussage sind Geburt und Tod: wohne aber einer Geburt bei oder einem Sterben und frage dich, frage die Kreißende oder den Abscheidenden, ob das etwas Gewöhnliches ist!“
„Wahrscheinlich kann man vom Nichtwollen seelisch nicht leben; eine Sache nicht tun wollen, das ist auf Dauer kein Lebensinhalt.“
„Denn du mußt wissen, daß wir Dichter den Weg der Schönheit nicht gehen können, ohne daß Eros sich zugesellt und sich zum Führer aufwirft; ja mögen wir auch Helden auf unsere Art und züchtige Kriegsleute sein, so sind wir wie Weiber, denn Leidenschaft ist unsere Erhebung, und unsere Sehnsucht muß Liebe bleiben, – das ist unsere Lust und Schande.“
„Soll man die Segel streichen und dem Erlebnis ausweichen, sobald es nicht vollkommen danach angetan ist, Heiterkeit und Vertrauen zu erzeugen? Soll man ‚abreisen‘, wenn das Leben sich ein bisschen unheimlich, nicht ganz geheuer oder etwas peinlich und kränkend anlässt? Nein doch, man soll bleiben, soll sich das ansehen und sich dem aussetzen, gerade dabei gibt es vielleicht etwas zu lernen.“
„Die Freiheit existiert, und auch der Wille existiert; aber die Willensfreiheit existiert nicht, denn ein Wille, der sich auf seine Freiheit richtet, stößt ins Leere.“
„Ein Schriftsteller ist jemand, für den das Schreiben schwieriger ist als für andere Menschen.“
„Die älteste Sprache, sagt man, sei das Indogermanische, Indo-europäische, das Sanskrit. Aber es ist so gut wie gewiß, daß das ein „Ur“ ist, so vorschnell wie manches andere, und daß es eine wieder ältere Muttersprache gegeben hat, welche die Wurzeln der arischen sowohl wie auch der semitischen und chamitischen Mundarten in sich beschloß. Wahrscheinlich ist sie auf Atlantis gesprochen worden, dessen Silhouette die letzte im Fernendunst undeutlich noch sichtbare Vorbirgskulisse der Vergangenheit bildet, das aber selbst wohl kaum die Ur-Heimat des sprechenden Menschen ist.“
„Individualität!… Ach, was man ist, kann und hat, scheint arm, grau,unzulänglich und langweilig; was man aber nicht ist, nicht kann undnicht hat, das eben ist es, worauf man mit jenem sehnsüchtigen Neideblickt, der zur Liebe wird, weil er sich fürchtet, zum Haß zu werden.“
„Was heisst denn auch „unerträglich“, wenn’s doch ertragen werden muss und gar nichts anderes übrigbleibt, als es zu tragen, solange der Mensch bei Sinnen ist?“
„Denn das Glück, sagte er sich, ist nicht, geliebt zu werden; das ist mit Ekel gemischte Genugtuung für die Eitelkeit. Das Glück ist, zu lieben und vielleicht kleine, trügerische Annäherungen an den geliebten Gegenstand zu erhaschen.“
„Nein, die Schule hat keinen bestimmenden Einfluss auf meine Entwicklung gehabt. Die Schule hat von meinen besonderen Anlagen wohl instinktiv etwas gespürt, sie aber als obstinate Untauglichkeit gewertet und verworfen. Ein Lehrer drohte, zufällig nicht mir, sondern einem anderen Schüler, mit den Worten: „Ich werde dir deine Karriere schon verderben!“ Am gleichen Tag las ich beiden Spruch: „Was du immer kannst, zu werden, scheue Arbeit nicht und Wachen, aber hüte deine Seele vor dem Karrieremachen.“
„Das Gute kommt immer zu spät, immer wird es zu spät fertig, wenn man sich nicht mehr recht darüber freuen kann.“
<
1
2
3
>