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Peter Sloterdijk
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Zitate
„Stets ein wenig unruhig und reizbar blickt das mitmachende Bewußtsein nach verlorenen Naivitäten um sich, in die es kein Zurück mehr gibt, weil Bewußtmachungen irreversibel sind.“
„Jahr für Jahr entlässt sie [die Schule] mehr und mehr Schülerkohorten, denen man ihre Anpassung an ein maladaptiv aus dem Ruder gelaufenes Schulsystem immer deutlicher anmerkt, ohne dass den einzelnen Lehrern und Schülern auch nur die geringste Schuld daran träfe.“
„Je mehr die «Gesellschaft» in ihren Grundzügen befriedet ist, desto farbiger erblüht die Eifersucht aller gegen alle. Sie verwickelt die Kandidaten auf bessere Plätze in Kleinkriege, die sämtliche Lebensaspekte durchdringen.“
„Nicht die Menschen haben ihre Leidenschaften, die Leidenschaften haben vielmehr ihre Menschen.“
„Mit der Ausdifferenzierung des Schulsystems ist ein Zustand eingetreten, in dem die Schule ein einziges Hauptfach kennt, das «Schule» heißt. Dem entspricht das einzige externe Unterrichtsziel: der Schulabschluß. Wer von solchen Schulen abgeht, hat bis zu dreizehn Jahre lang gelernt, sich die Lehrerinnen und Lehrer nicht als Vorbilder zu nehmen. Durch Anpassung an das System hat man ein Lernen gelernt, das auf die Verinnerlichung der Materien verzichtet, man hat, nahezu irreversibel, die Stoffdurchnahme ohne aneignendes Üben eingeübt. Man hat den Habitus eines Lernens-als-ob erworben, das sich beliebige Gegenstände defensiv zu eigen macht, in der systemimmanent richtigen Überzeugung, die Fähigkeit zur Anpassung an die gegebenen Formen des Unterrichts sei bis auf weiteres das Ziel aller Pädagogik.“
„Bei der Basis des Systems ist es so, dass der Unterschied zwischen einem Bundeskanzler und einer Packung Frühstücksflocken viel weniger klar ist, als an der Spitze des Systems.“
„Wichtig aber ist, daß der Mensch unentrinnbar in dieser Polarität steht. Er ist Charakter oder Person in dem Maß, wie er einen Platz innehat auf der Skala zwischen der Selbstverwechslung des Paranoikers und der Selbstverneinung des Deprimierten. Nur in der hauchdünnen Mitte zwischen den Extremen liegt die Zone der psychischen Gesundheit, die zugleich der philosophische Ort der Wahrheit ist. Es ist der schmale Grat des Weder-Noch.“
„Man muß darauf bestehen, daß die Gewalt im 20. Jahrhundert zu keinem Zeitpunkt «ausgebrochen» ist. Sie wurde von ihren Agenten nach unternehmerischen Kriterien geplant und von ihren Managern mit weiträumiger Übersicht auf ihre Objekte gelenkt. Was auf den ersten Blick wie Amok auf höchster Ebene erschien, war in der Praxis vor allem Bürokratie, Parteiarbeit, Routine und Ergebnis von organisatorischer Überlegung.“
„Wer glaubt, daß er denkt, ohne in den Abgrund seiner Singularität geblickt zu haben, der redet sich nur ein, daß er denkt – er träumt einen konformistischen Traum, und wäre es der des kritischen Bewußtseins. Wer wirklich denkt, ist zu einer Einsamkeit verurteilt, die zum Neubeginn und Selbsterfühlen zwingt; nach diesem gibt es keine «Tradition» mehr, sondern nur noch ein Sichwiederfinden in Verwandtschaften und Konstellationen.“
„Wer einen Weg zu sich selbst sucht, träumt von einem Zustand, in dem er sich selbst ertrüge. Daher ist keine Suche nach dem wahren Selbst eine theoretische; die Suche entspringt dem Drang des Lebendigen nach einer «Wahrheit», die unerträgliches Leben erträglich machte.“
„Psychologisch gesehen hieße leben lernen nichts anderes als durch eine Schule des Schwebens gehen. Schweben heißt: weder-noch sagen können. Der Lebendige läßt sich niemals zwingen zu wählen, weil er intuitiv weiß, daß er weder jemand noch niemand ist. Er hat unweigerlich von allem etwas und ist doch nichts von allem. Wer weder Gefangener seiner Selbstfindung noch Gefangener des Selbstverlustes ist, ist frei. Wer die Freiheit kennt, kommt zu sich wie ein Kind zur Welt. Er zieht sich aus allen Vorstellungen und aus jedem Urteilen zurück. Darum kennt er keine Aufgaben mehr (nur die Verrückten haben immer große Aufgaben), sondern nur noch Äußerungen. Wer das Auge des Zyklons gefunden hat, löst sich in absolute Lebendigkeit auf, die sich nirgendwo verstrickt in die kämpfenden Brutalitäten mit ihren Positionen, ihren Werten, ihren Interessen, ihren Begründungen.“
„Die Bewohner der wohlhabenden Nationen schlafwandeln zumeist im unpolitischen Pazifismus. Sie verbringen ihre Tage in einer vergoldeten Unzufriedenheit.“
„Der Beseelung der Maschine entspricht strikt proportional die Entseelung des Menschen.“
„Der Glaube ist ein purer Antizipationseffekt insofern, als er schon wirksam wird, wenn er aufgrund der Antizipation die Existenz der Antizipanten zielwärts mobilisiert. Man müßte dies, in Analogie zum Placebo, den Movebo-Effekt nennen.“
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