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Ernst Jünger
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Seite 13
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„Dies sind gängige Wertungen der Zeitkritik innerhalb eines polaren Verhältnisses zwischen Masse und Individualität. Wir sahen jedoch, daß Masse und Individualität die beiden Seiten ein und derselben Medaille sind, und keine Kritik wird aus diesem Verhältnis mehr herausrechnen, als in ihm enthalten ist. Insbesondere wird der Typus durch diese Wertungen in keiner Weise berührt, denn seine Form ist dort, wo er als Gemeinschaft erscheint, nicht die der Masse, und dort, wo er als Einzelner auftritt, nicht die des Individuums.“
„Das Typische gilt als die Form des Zivilisatorischen, die von den natürlichen Formen ebensosehr wie von denen der Kultur unterschieden, und zwar durch das Kennzeichen der Wertlosigkeit unterschieden ist.“
„Die Kunst ist nichts Besonderes, nichts, was an den Teilen zur Darstellung gebracht und etwa auf Einzelgebieten wiederhergestellt werden kann. Als Ausdruck eines mächtigen Lebensgefühles gleicht sie der Sprache, die man spricht, ohne sich ihrer Tiefe bewußt zu sein. Das Wunderbare trifft man entweder überall oder an keiner Stelle an. Es ist, mit anderen Worten, eine Eigenschaft der Gestalt.“
„Weltrevolutionär ist die Technik als das Mittel, durch das die Gestalt des Arbeiters die Welt mobilisiert, weltrevolutionär der Typus, in dem dieselbe Gestalt sich eine herrschende Rasse schafft. Die geheime Anlage der Mittel, der Waffen, der Wissenschaften zielt auf Raumbeherrschung von Pol zu Pol, und die Auseinandersetzungen zwischen den großen Lebenseinheiten streben weltkriegerischen Charakter an.“
„Tatsächlich erleben wir, scheinbar durch rein zwangsläufige Verkettungen, eine sich ständig verschärfende Beschlagnahme des Individuums und seiner gesellschaftlichen Formen durch den Staat.“
„Daß die großen Prozesse dennoch weiterlaufen, ist ein Beweis dafür, daß es sich hier um einen Vorgang handelt, der die bürgerliche Welt und ihre Wertungen übergreift. Die Zahl der großen und kleinen Katastrophen kündet deutlich an, daß die private Sphäre den Aufgaben, die sie für sich in Anspruch nahm, nicht mehr gewachsen ist. Dies muß notwendig zu Maßnahmen führen, die mit dem alten Freiheitsbegriff nicht in Einklang zu bringen sind und auf die im einzelnen nicht eingegangen werden kann. So muß die Gewährung von Subventionen Eingriffe indie Unabhängigkeit der Wirtschaft und die Führung des Konkurrenzkampfes nach sich ziehen, und so gehören zu den natürlichen Folgen von Arbeitslosenunterstützungen schwere Beschränkungen der individuellen Grundrechte, wie der Freizügigkeit und des freien Gebrauches der Kündigung.“
„Der wahllose Konkurrenzkampf um die Reviere des natürlichen Reichtums und die Anhäufung von Individuen zu einer atomisierten Gesellschaft in den großen Städten brachten in unglaublich kurzer Zeit eine Veränderung hervor, deren Eingriff bis zur Verpestung derAtmosphäre und der Vergiftung der Flüsse führt. Dieser Vorgang mußte unausbleiblich die Einsicht nach sich ziehen, daß die isolierte ökonomische Existenz, das abstrakte Denken in ökonomischen Werten und Theorien, letzten Endes nicht einmal die ökonomischen Rangordnungen aufrecht zu erhalten vermag. Diese Einsicht wird illustriert durch einen Trümmerhaufen von Anlagen in allen Ländern der Welt, der nicht etwa die Folgen einer vorübergehenden Krise, sondern das Ende eines geistesgeschichtlichen Abschnittes anschaulich macht.“
„Die Landschaftsgestaltung, und zwar die planmäßige Landschaftsgestaltung, gehört zu den Zeugnissen aller Zeiten, denen eine unbezweifelbare und unbestreitbare Herrschaft gegeben war.“
„Wir aber haben zu begreifen, daß zwischen der Gestalt des Arbeiters und der christlichen Seele ebensowenig eine Beziehung bestehen kann, wie sie zwischen dieser Seele und den antiken Götterbildern möglich war.“
„Ebenso wie der Sieger die Geschichte schreibt, das heißt, sich seinen Mythos schafft, bestimmt er, was als Kunst zu gelten hat.“
„Der gegebene Maßstab liegt in der Lebensführung des Arbeiters vor. Es kommt nicht darauf an, diese Lebensführung zu verbessern, sondern darauf, ihr einen höchsten, entscheidenden Sinn zu verleihen.“
„In den Eingangssätzen des »Willens zur Macht“ bezeichnet Nietzsche sich als »den ersten vollkommenen Nihilisten Europas, der aber den Nihilismus selbst schon in sich zu Ende gelebt hat, – der ihn hinter sich, unter sich, außer sich hat«. Gleich darauf folgt die Bemerkung, daß sich in seiner Arbeit bereits eine Gegenbewegung ankünde, welche »in irgendeiner Zukunft« jenen vollkommenen Nihilismus ablösen werde, wenngleich sie ihn als notwendig voraussetze. Obwohl seit der Konzeption dieser Gedanken mehr als sechzig Jahre verflossen sind, wirken sie noch immer erregend auf uns, als Sätze, die sich mit unserem Schicksal beschäftigen. Sie füllten sich inzwischen mit Inhalt, mit gelebtem Leben, mit Taten und Schmerzen an. Das geistige Abenteuer bestätigte und wiederholte sich in der Wirklichkeit. Wenn wir von unserem erreichten Standort auf jene Aussage zurückblicken, scheint sich ein Optimismus in ihr auszudrücken, der späteren Betrachtern fehlt. Der Nihilismus wird also nicht als Ende angesehen, sondern vielmehr als Phase eines ihn umfassenden geistigen Vorganges, wie sie nicht nur die Kultur in ihrem geschichtlichen Verlaufe, sondern auch der Einzelne in seiner persönlichen Existenz in sich zu überwinden und auszutragen oder vielleicht auch wie eine Narbe zu überwachsen vermag.“
„Nach dem Erdbeben schlägt man auf die Seismographen ein. Man kann jedoch die Barometer nicht für die Taifune büßen lassen, falls man nicht zu den Primitiven zählen will.“
„Unter Ihren Bemerkungen fiel mir der Satz auf, daß Sie und Ihre Freunde die Menschen nur nach ihrem funktionalen Charakter werteten. Wichtig ist aber ohne Zweifel nur, was übrig bleibt, wenn man den Menschen seiner Funktion beraubt, sei es seiner technisch-politischen, sei es der des Lebens überhaupt. Das ist ein metaphysischer, unteilbarer und unorganisierbarer Rest.“
„Die schlechte Rasse wird daran erkannt, daß sie sich durch den Vergleich mit anderen zu erhöhen, andere durch den Vergleich mit sich zu erniedrigen sucht.“
„Die revolutionären Mittel, die der Arbeiter legitimiert, sind bedeutender als abstrakt-geistige Mittel: sie sind gegenständlicher Art. Die Aufgabe des Arbeiters besteht in der Legitimation der technischen Mittel, durch die die Welt mobilisiert, das heißt, in den Zustand einer uferlosen Bewegung versetzt worden ist. Das reine Vorhandensein dieser Mittel steht zum bürgerlichen Freiheitsbegriff und den ihm angemessenen Lebensformen in einem wachsenden Gegensatz; es erfordert die Bändigung durch eine ihrer Sprache gewachsene Kraft. Wir haben es hier mit einer jener großen stofflichen Revolutionen zu tun, die mit dem Auftreten von Rassen zusammenfallen, denen der Zauber neuer Mittel wie der Bronze, des Eisens, des Pferdes, des Segels zur Verfügung steht. Ebenso wie das Pferd erst durch den Ritter, das Eisen durch den Schmied, das Schiff durch jene »dreifach mit Erz gepanzerte Brust« ihre Bedeutung gewinnen, so tritt auch der Sinn, die Metaphysik des technischen Instrumentariums erst dann hervor, wenn die Rasse des Arbeiters alsdie ihm zugeordnete Größe erscheint.“
„Diese Selbstzersetzung der alten Gesellschaft kommt allerdings dem Bürger ebenso zugute wie später die Zersetzung der bürgerlichen Gesellschaft dem Arbeiter. Wenn man auch hierin eine Waffe erblicken will, so ist das zulässig nach dem Grundsatze, daß alles von Vorteil ist, was den Gegner zu schädigen vermag. Das angewandte Verfahren stößt freilich nicht aus der Zone der Zerstörung in die der Herrschaft hinaus. Die ihm zugrunde liegenden Prinzipien, etwa das der Gleichheit oder der Teilung, sind lediglich nivellierender Art; sie beziehen sich auf den gegebenen Gesellschaftsbestand.“
„Es wäre irrig, anzunehmen, daß die entsprechenden Zerstörungsmittel für den Arbeiter in den großen sozialen und ökonomischen Theorien zu suchen sind. Wir führten vielmehr bereits aus, daß in ihnen lediglich eine Fortsetzung der Arbeit der bürgerlichen Vernunft zu erblicken ist. Diese Theorien sind viel weniger zu vergleichen der Neuentdeckung des Menschen im 18. Jahrhundert als dem aristokratischen Rationalismus, durch den sich die Schicht, gegen welche diese Entdeckung gerichtet ist, gleichzeitig aus sich selbst heraus zersetzt.“
„Man beginnt endlich zu sehen, daß hier ein sehr gleichartiges Menschentum an der Arbeit ist und daß der Vorgang des Meinungskampfes als ein Schauspiel erkannt werden muß, das das bürgerliche Individuum mit verteilten Rollen spielt. Alle diese Leute sind radikal, das heißt: langweilig, und ihre gemeinsame Ernährungsweise besteht ohne Unterschied in der Ausmünzung von Tatsachen zu Meinungen. Ihr gemeinsamer Stil ist zu definieren als ein einfältiger Jubel über irgendeinen Standpunkt, irgendeine Perspektive, die ihnen allein eigentümlich ist – also als das Gefühl des einmaligen Erlebnisses in seiner billigsten Form.“
„Der Sozialismus und der Nationalismus als allgemeine Prinzipien sind, wie gesagt, zugleich nachholender und vorbereitender Natur. Dort, wo der menschlicheGeist sie für verwirklicht hält, deutet sich der Abschluß eines Zeitalters an, aber sogleich wird offenbar, daß dieser Abschluß neue Aufgaben, neue Gefahren, neue Möglichkeiten des Aufmarsches in sich enthält. In allen großen Ereignissenunserer Zeit verbergen sich sowohl die Endpunkte von Entwicklungen wie die Anfangspunkte neuer Ordnungen. Dies gilt auch für den Weltkrieg als das umfassendste und einschneidendste dieser Ereignisse.“
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