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Ernst Jünger
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„Im gleichen Maße,… in dem der deutsche Wille an Schärfe und Gestalt gewinnt, wird für den Juden auch der leiseste Wahn, Deutscher sein zu können, unvollziehbarer werden, und er wird sich vor seiner letzten Alternative sehen, die lautet: In Deutschland Jude zu sein oder nicht zu sein.“
„Souveränität… wird man heute weniger in den großen Entschlüssen finden als im Menschen, der in seinem Inneren der Furcht abschwört. Die ungeheuren Vorkehrungen sind gegen ihn allein gerichtet, und dennoch sind sie im letzten für seinen Triumph bestimmt. Diese Erkenntnis macht ihn frei. Dann sinken Diktaturen in den Staub. Hier liegen die kaum angeschürften Reserven unserer Zeit, und nicht nur der unseren. Diese Freiheit ist das Thema der Geschichte überhaupt und grenzt sie ab: hier gegen die Dämonenreiche, dort gegen das bloß zoologische Geschehen. Das ist im Mythos und in den Religionen vorgebildet und kehrt stets wieder, und immer erscheinen die Riesen und Titanen in gleicher Übermacht. Der Freie fällt sie; er braucht nicht immer ein Fürst und Herakles zu sein. Der Stein aus einer Hirtenschleuder, die Fahne, die eine Jungfrau aufnahm, und eine Armbrust haben schon genügt.“
„Die Politik jeglicher Färbung ist mir seit langem zuwider, und ich marschiere hinter keiner Fahne mehr her. Auch ist die Erdrevolution mit politischen Mitteln nicht zu bewältigen. Sie dienen höchstens zur Garnierung des Vulkanrandes, falls sie nicht die Entwicklung sogar vorantreiben.“
„Was diese Zeit an höchster Hoffnung einschließt, sei unberührt. Wenn das Wort von Hölderlin wahr ist, dann muß das Rettende gewaltig anwachsen. In seinem ersten Strahl verblaBt das Sinnlose.“
„Andererseits können Anlage und Programme nihilistischer Aktionen sich durch gute Absicht und durch Philanthropie auszeichnen. Oft folgen sie bereits als Gegenschlag auf erste Unordnungen, mit rettender Tendenz, und setzen dennoch, sie verschärfend, die angesponnene-n Prozesse fort. Das führt dann dahin, daß auf weite Strecken Recht und Unrecht fast ununterscheidbar werden, und zwar dem Handelnden mehr als dem Leidenden.“
„Wir besitzen kein spezielles Sinnesorgan für elektrische Wahrnehmungen oder gar Sendungen. Die Natur war bei der Ausstattung der Geschöpfe in dieser Hinsicht überhaupt zurückhaltend, obwohl die Elektrizität im mikro- und makrokosmischen Haushalt eine Hauptrolle spielt. Als ein erstaunliches, nicht fortgeführtes, vielleicht in Reserve gehaltenes Experiment darf man die elektrische Ausrüstung gewisser Fische auffassen. Es wären Welten denkbar, die auf solchen Organismen aufbauen, sie auch vergeistigen.“
„Die Welt wird von Uhren erfüllt, wird selbst zum Uhrwerk; die Zeit wird kostbarer und unerträglicher. All diese Uhren zählen und messen, aber sie sind auch, wie die Furcht vermutet, auf eine Stunde gestellt.“
„Die Technik ist projizierter Geist, wie das Steinbeil verlängerte Faust gewesen ist.“
„Daß weite Gebiete durch Kriege verheert, entvölkert oder von Unholden beherrscht werden, ist kein historisches Novum, und auch die Mittel, deren man sich dazu bedient, kann man als akzidentell ansehen. Tamerlan dürfte so leicht nicht zu überbieten sein. Die Wirkungen des Dreißigjährigen Krieges auf die betroffenen Völker und ihre Kultur waren verhängnisvoller als die beider Weltkriege, während deren die Vermehrung der Erdbevölkerung sich fortsetzte und die Kapazität der zivilisatorischen Mittel und Methoden sich sprunghaft steigerte. Dieser Unterschied ist nicht zufällig.“
„Unfreiheit ist möglich bei jedem Stande der Intelligenz.“
„Daß das Experiment verhindert wird, ist zwar nicht möglich, aber vorstellbar. Die Kirche sieht hier mit Recht eine ihrer Aufgaben, wie denn überhaupt ihr Schicksal davon abhängt, inwieweit sie sich von den Ergebnissen der Wissenschaftimponieren läßt.“
„Von der Gestalt aus, die selbst ruht, wird die Welt als Bewegung begriffen, von den Atomen bis zu den Galaxien. Wir sehen, was Maß und Zahl betrifft, die Einzelheiten ungemein scharf, während Sinn und Ziel des Ganzen uns immer mehr zu entgleiten scheint. Doch gerade Präzision und Ineinandergreifen der Einzelheiten lassen vermuten, daß etwas »dahinter steckt«, nicht etwa im Sinn von »Hinterwelten«, sondern des »Innern der Natur«.“
„Der Konservative, falls es noch Kräfte gibt, die diesen Namen verdienen, gleicht jemandem, der in einem immer schneller dahinrollenden Fahrzeug Ordnung schaffen, die Dinge am gewohnten Ort halten will. Gerade dadurch wird die Gewalt der Katastrophe verstärkt. Die künstlich befestigten Objekte bilden einewachsende Gefahr. Das gilt besonders dort, wo der Nationalstaat in seinem Ethos und seinen Einrichtungen erhalten werden soll, im weiteren Sinn für die Ideen von 1789 überhaupt. Was davor liegt, ist museal. Darauf beruht die wachsende Sympathie für die Fürsten, auch dort, wo sie noch regieren, der soziale Natur- und Denkmalschutz überhaupt.“
„In jedem großen Mathematiker verbirgt sich ein Metaphysiker.“
„Der »Weltstaat« behandelt das Problem des Überganges der Gestalt des Arbeiters von planetarischer Macht zu planetarischer Ordnung – einer Konsolidierung, die sich mit Sicherheit voraussagen läßt. Sie wird das Zeitalter der kämpfenden Staaten abschließen.“
„Die Menschenordnung gleicht dem Kosmos darin, daß sie von Zeit zu Zeiten, um sich von neuem zu gebären, ins Feuer tauchen muß.“
„Der Mensch, der keine Zeit hat, kann schwerlich Glück haben.“
„Der Hierarchie der Freundschaften entspricht eine Hierarchie der Geheimnisse. Um aber das Unteilbare mitzuteilen, muss man eins werden.“
„Zu den großen Ereignissen zählt die Wendung der Philosophie von der Erkenntnis auf die Sprache; sie bringt den Geist in enge Berührung mit einem Urphänomen. Das ist wichtiger als alle physikalischen Entdeckungen. Der Denker betritt ein Feld, auf dem endlich wieder ein Bündnis nicht nur mit dem Theologen, sondern auch mit dem Dichter möglich ist.“
„Der Wald ist Heiligtum.“
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